Medientheoretiker Kittler ist tot

Er hat sich mit modernen Medien beschäftigt, ohne beim Vordergründigen neuester Entwicklungen zu verharren. Friedrich Kittler ging es um Grundsätzlicheres: Um die Veränderung von Wahrnehmung, um den Einfluss der Technik auf die Imagination und auf das Schreiben. Seine Thesen in seiner Habilitation "Aufschreibesysteme 1800–1900" waren so radikal, dass lange über die Annahme verhandelt wurde. Er lehrte dann zunächst an der Ruhr-Uni Bochum, übernahm später den Lehrstuhl für Ästhetik und Geschichte der Medien an der Humboldt-Uni in Berlin. Er gehörte zu den Medientheoretikern, die ähnlich wie Boris Groys, so umfassend gebildet sind, dass sie Jahrhunderte durchwandern können, um Konstanten in der Geschichte zu erkennen – und so Phänomene in ihrem Wesen zu erfassen. Solche Denker, die auch noch vortragen können, sind rar. Gestern ist Friedrich Kittler, der 1943 in Sachsen geboren wurde, nach langer schwerer Krankheit in Berlin gestorben.

DOROTHEE KRINGS

(RP)
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