Konzert in der Maxkirche Schmerzensgesang voller Licht-Momente

Der Maxchor unter Kantor Markus Belmann präsentierte Antonín Dvořáks gewaltiges „Stabat Mater“. Nach einer famosen Interpretation hinterließen die Künstler ein begeistertes Publikum.

 Blick in die Maxkirche.

Blick in die Maxkirche.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Ein einsames „fis“ tastet sich durch den Raum wie ein ferner Lichtstrahl. Das „fis“ grummelt in tiefer Hörner- und Bratschenlage, bald verdoppelt es sich zu einem schwer zu deutenden, fahlen Oktavintervall. Nur langsam gerät das anschwellende „fis“ in eine chromatische Abwärtsbewegung des Schmerzes, dann kristallisiert sich das erste Thema heraus, zögerlich setzen Chor und Solisten ein, bevor der Strom der sich verdichtenden Stimmen alles mitreißt. So überwältigend beginnt Antonín Dvořáks „Stabat Mater“, die längste und wohl bewegendste der insgesamt mehr als 400 Vertonungen dieser Dichtung, die auf Bibelworten des Johannesevangeliums basiert.

Dvořáks dramatische Version verlangt ein großes, symphonisches Instrumentarium, einen standfesten Chor, der die Blechlast des Orchesters schmetternd überwindet und zugleich zarteste Piani braucht, sowie ein famoses Solistenquartett. Eine Herausforderung für alle Beteiligten, zumal sich bei Dvořák kleine Wackler, Pannen und Konditionsschwächen nicht verstecken lassen. Max-Kantor Markus Belmann weiß das natürlich, ist stets auf dem Sprung und geht beherzt, und mit viel Sinn für die dramatischen Zuspitzungen zu Werke. Doch der Respekt vor dem gewaltigen Werk ist anfangs noch spürbar, die Hörner wirken eine Spur unsicher, auch der erste Oktav-Aufschwung der Chor-Soprane ist noch zaghaft, aber das ist alsbald überwunden.

Den mit zwanzig Minuten überlangen ersten Satz zeichnet Belmann als großen Schmerzensgesang mit scheuen Licht-Momenten, die Solisten geben einen erstklassigen Einstand und steigern sich im Laufe des Abends noch: Agnes Lipkas lyrischer Sopran verfügt über ein cremiges Legato und beweist Spinto-Qualitäten mit triumphalen Spitzentönen, Franziska Orendis dunkel timbrierter Alt ist wunderbar ruhig geführt, Tenor Bohyeon Mun begreift Dvořák als Belcanto-Komponisten und steuert furcht- und mühelos die exponierten Lagen an, Thomas Laske überzeugt mit sonorem, angriffslustigem Bassbariton und plastischer Diktion. Der Maxchor befreit sich mehr und mehr zu hymnischer Inbrunst, im Orchester glänzen besonders die gelenkig und musikantisch aufspielenden Holzbläser. Ein famoses, eindringliches Konzert, großer Beifall.

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