Die Figuren der Reformation Luthers Kosmos
Am 31. Oktober 1517 hat Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg geschlagen - soweit jedenfalls die Legende. Wir stellen wichtige Figuren der Reformation vor.
Martin Luther (1483–1546)
In Eisleben wohnt der Reformator nach seiner Geburt am 10. November 1483 nur sechs Monate. Später kehrt er in die Stadt zurück, wo er 1546 stirbt. Luther soll Jura studieren, tritt aber 1505 in den Augustinerorden ein. Nach Wittenberg kommt er 1511 als Theologieprofessor. Dort soll er am 31. Oktober 1517 die 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche geschlagen haben. Für seine Lehren wird er 1521 exkommuniziert und von Kaiser Karl V. für vogelfrei erklärt.
Katharina von Bora (1499–1552)
Katharina lebt als Nonne in einem Zisterzienserinnenkloster, als sie mit den kritischen Schriften Luthers über das Ordensleben in Kontakt kommt. Sie bittet ihn zusammen mit acht Schwestern um Hilfe. Der Reformator verhilft ihnen zur Flucht aus dem Kloster und bringt die Nonnen 1523 nach Wittenberg. Luther heiratet Katharina 1525. Das Paar bekommt drei Töchter und drei Söhne.
Philipp Melanchthon (1497–1560)
Der Experte für alte Sprachen kommt zu Luther nach Wittenberg, nachdem dieser seine 95 Thesen veröffentlicht hat. Melanchthon hilft Luther mit seinen exzellenten Sprachkenntnissen bei der Übersetzung des Neuen Testaments. Er lehrt als Professor für Griechisch an der Wittenberger Universität und wird zum wichtigsten Weggefährten Luthers und eigenständigen Reformator.
Friedrich der Weise (1463–1525)
Der sächsische Kurfürst bringt seinen geächteten Untertan Martin Luther auf die Wartburg. Schon 1518 hat er Luthers Auslieferung an den Papst verweigert. Historiker sehen das als ersten Schritt zu einem neuen fürstlichen Selbstverständnis – später werden evangelische Fürsten oberste Bischöfe ihrer Landeskirchen.
Karl V. (1500–1558)
Seit 1519 ist er römisch-deutscher Kaiser. Auf dem Wormser Reichstag 1521 verhängt er die Reichsacht über Luther. Karl setzt sich zeitweilig für die Überwindung der Glaubensspaltung in seinem Reich ein. Er hofft, dass das Konzil von Trient 1545–63 die Religionsparteien miteinander versöhnt – was nicht passiert.
Papst Leo X. (1475–1521)
Er stammt aus dem Adelsgeschlecht der Medici und ist bei seiner Wahl zum Papst 1513 nicht einmal geweihter Priester. Als Papst in Rom fördert Leo den Ablasshandel und unterschätzt die Kraft und Bedeutung der Reformationsbewegung bei Weitem. 1520 verurteilt er 41 Schriften Luthers und exkommuniziert den Reformator ein Jahr später.
Johannes Eck (1486–1543)
Der Theologe gehört zu den stärksten Widersachern Luthers. Er positioniert sich sofort gegen Luthers 95 Thesen. 1519, als der politische Streit über Luther im vollen Gange ist, treffen der Reformator und sein Widersacher in Leipzig aufeinander. Sie streiten über die Autorität des Papstes. Luther lehnt den Papst als Führer der Christenheit ab
Thomas Müntzer (1489–1525)
Die Reformation ermutigt auch die Radikalen. Der Pfarrer Thomas Müntzer unterstützt den gewaltsamen Aufstand der Bauern. Luther ist das ein Gräuel – er predigt Gehorsam; die Bauern solle man „wie einen tollen Hund erschlagen“. 1525 wird das Bauernheer bei Frankenhausen von den Fürsten vernichtet, Müntzer geköpft.
Argula von Grumbach (1492–1568)
Diese Zeitgenossin von Martin Luther ist die erste Frau, die öffentlich für die Reformation eintritt. Bekannt wird sie 1523 durch einen Protestbrief gegen Ingolstädter Professoren. Sie wollen einen jungen Magister verbannen, der Anhänger der Reformation ist. 30.000 Exemplare werden gedruckt. Die damals 31-Jährige ist adelig, gebildet und verheiratet. In Martin Luther findet sie einen Bewunderer. 1523 und 24 verfasst sie sieben weitere Flugschriften, die das Interesse der Öffentlichkeit gewinnen wie sonst nur die Martin Luthers. Ihr Engagement bedeutet für die Familie allerdings den gesellschaftlichen Abstieg.
Sibylle von Jülich-Kleve-Berg (1512–1554)
Sie ist die Ehefrau von Johann Friedrich I., der 1532 sächsischer Kurfürst wird. Wie sein berühmter Onkel Friedrich der Weise fördert er die Reformation und verteidigt sie im Schmalkaldischen Krieg auch militärisch. Sibylle wird 1512 in Düsseldorf geboren, ihre Schwester Anna heiratet später den englischen König Heinrich VIII. Sibylle heiratet 1527 und wird zu Luthers Landesherrin. Sie steht in Briefkontakt zum Wittenberger Theologieprofessor, den sie als Seelsorger und Vertrauten sieht. Luthers Antworten geben Zeugnis von der persönlichen Ebene ihrer Verbindung und der Festigkeit im gemeinsamen Glauben.
Johannes Calvin (1509–1564)
25 Jahre nach Zwingli führt Calvin die Reformation in Genf ein. Beide begründen die reformierte Konfession. Calvin stammt aus Frankreich. Früh beschäftigt er sich mit den evangelischen Schriften Martin Luthers und trifft sich heimlich mit Gleichgesinnten. Er reist in Frankreich umher, um die reformierte Theologie zu verbreiten. 1536 kommt er erstmals nach Genf, muss aber nach einem Zerwürfnis mit der dortigen Bürgerschaft gehen. 1540 kehrt er zurück und vollendet sein Wirken mit der Genfer Kirchenordnung. Wichtiger Bestandteil von Calvins Lehre ist die Prädestination: Gott hat vorherbestimmt, wer gerettet wird.
Huldrych Zwingli (1484–1531)
Der Zürcher Zwingli ist sich mit dem Wittenberger Luther in vielem theologisch einig. Beide predigen die strikte Orientierung an der Bibel und an Jesus Christus. Kirchliche Vorschriften sind dagegen nachrangig. Und so eckt Zwingli zunächst mit einer Schrift gegen das Fasten an. In Zürich muss er sich als Ketzer verteidigen. Am Ende steht die Einführung der Reformation 1525, weil sich die Bürger der Stadt für sein Glaubensbekenntnis entscheiden. Der große Unterschied zwischen Zwingli und Luther betrifft das Abendmahl: Für Zwingli ist Gott im Abendmahl nicht gegenwärtig, Luther bleibt in diesem Punkt ganz katholisch.