Ausstellung über Conrad Schnitzler Der Mann, der Kraftwerk den Synthesizer besorgte

Die Schau „Manchmal artet es in Musik aus“ in der Düsseldorfer Kunsthalle erinnert an Conrad Schnitzler. Er wurde als Musiker bekannt, schuf aber auch Video- und Aktionskunst.

 Conrad Schnitzler bei einer Performance.

Conrad Schnitzler bei einer Performance.

Foto: M=Minimal

Es ist dunkel in der Düsseldorfer Kunsthalle, 23 Monitore flimmern bläulich, aus den Lautsprechern wummern elektronische Klänge, mal in schnellen, eskalierenden Rhythmen, mal in langsamen, dumpfen Beats. Die im ganzen Raum hörbare Tonspur springt von Projektion zu Projektion, angezeigt wird jeweils, zu welchem Film die Klänge gehören. In der hinteren, noch dunkleren Hälfte des Raums stehen die Monitore erhöht, Kopfhörer sind angedockt, man kann auf frugalen Holzstühlen Platz nehmen und sich in einzelne Filme auch akustisch vertiefen.

Nein, die Ausstellung „Manchmal artet es in Musik aus“ ist keine Video-Ausstellung, sondern der Versuch, an den gebürtigen Düsseldorfer Klangkünstler, Komponisten und Musiker Conrad Schnitzler zu erinnern, der als widerspenstiger Pionier der elektronischen Musik gilt und in den 1970er Jahren mit Klaus Schulze zusammengearbeitet hat. Und weit mehr als das, Kunsthallen-Chef Gregor Jansen gibt genüsslich die Anekdote zu Protokoll, dass Schnitzler sogar derjenige gewesen sein soll, der Kraftwerk den ersten Synthesizer besorgt habe.

Der 1937 geborene und 2011 bei Berlin verstorbene Künstler war 1970 Mitglied der zweiten Formation der Gruppe Tangerine Dream, verweigerte sich aber später konsequent den Mechanismen des Musikmarktes und blieb ein streitlustiger Einzelkämpfer, dessen Freundschaften, beispielsweise die zu Sigmar Polke oftmals „deftig zerbrachen“, wie Stefan Schneider, Ko-Kurator der Schau, zu berichten weiß. Auch in der Beuys-Klasse an der Kunstakademie hielt es Schnitzler nicht lange, Beuys ließ ihn nach einem halben Jahr ziehen mit der Ermunterung: „Mach dein Ding“.

Und das war unter anderem sein „Intermedia“-Schaffen der 1970er- und 1980er-Jahre. In dieser Zeit entwickelte er sich zu dem Video- und Aktionskünstler „Konrad von Berlin“. „Intermedia“, das bedeutete, mit einfachsten technischen Mitteln zwischen den Medien zu arbeiten. Seine Klang- und Videoarbeiten sind nicht mit einem traditionellen Werkbegriff zu fassen, denn er verstand sie nicht als abgeschlossene Werke, sondern lediglich als Momentzustände, die ihre Wirkung in immer neuen audiovisuellen Konstellationen entfalten sollten. In der Kunsthalle sind nun eine Auswahl von Videos, sowie Mitschnitte von Konzerten und Performances zu sehen, deren Witz und enormes Tempo verblüffen und amüsieren. Und damit die Schau nicht nur den „wieder den Krempel aus den 1960er und 1970er Jahren zeigt“, der laut Kurator Schneider inzwischen auch leicht ermüde, stellt die Schau eine Verbindung in die Gegenwart her: Im Rahmen eines Festivals sind Musiker*innen aus aller Welt geladen, deren Schaffen an Conrad Schnitzlers Ideen anknüpft.

info Die Ausstellung ist bis zum 14. August zu sehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort