Lust auf Schwermut: Das Debüt der Band S.C.U.M

Die Mitglieder der Band S.C.U.M pflegen ihren Weltschmerz, auf Fotos wirken sie unendlich traurig, und das steht ihnen verflixt gut. Wer sich auskennt in der britischen Musikgeschichte, weiß: Lust an der Schwermut war stets erste Voraussetzung für gute Musik. Joy Division, The Smiths, Echo & The Bunnymen und Suede gründeten ihr Gesamtwerk auf der Happy-To-Be-Sad-Haltung, und wie eine Schnittmenge aus den Genannten klingt denn auch das famose Debütalbum "Again Into Eyes" von S.C.U.M.

Da steht schon im Auftaktstück der Synthesizer tief im Bodennebel, und der schön heruntergekühlte Bariton von Sänger Thomas Cohen erzählt Geschichten von der dunklen Seite der Romantik. Mit beneidenswertem Ernst probieren die vier Jungs und das Mädchen aus London die großen Gesten des Pop, und alle sitzen perfekt: Die Existenz ist eine Pein, also lasst uns tanzen. Sie beherrschen die hypnotische Piano-Ballade ebenso wie das prätentiöse Electro-Melodram. Und sie haben die Chuzpe, den großen Hit "Whitechapel" ans Ende der CD zu stellen. Betörend arrogant. PHILIPP HOLSTEIN

(RP)
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