Ausstellung in der Ludwiggalerie Die Bilder berühmter Kindergeschichten

Oberhausen · „Das kleine Gespenst“ von Otfried Preußler wurde auch wegen seiner Illustration unvergesslich. Eine Ausstellung in der Oberhausener Ludwiggalerie spürt den Zeichnungen zu 35 Büchern nach.

 ...und die moderne Version von Daniel Napp, die heute die Geschichte von  Otfried Preußler schmückt.

...und die moderne Version von Daniel Napp, die heute die Geschichte von Otfried Preußler schmückt.

Foto: Ludwiggalerie Oberhausen / Daniel Napp

Wer an Otfried Preußlers berühmte Kinderbuch-Figuren denkt, hat meistens sofort ein Bild im Kopf. Denn genauso erfolgreich wie die Geschichten des Autors sind deren Illustrationen. Konsequenterweise ist die Ausstellung „Otfried Preußler – Figurenschöpfer und Geschichtenerzähler“ in der Ludwiggalerie Oberhausen vor allem eine Werkschau dieser Zeichnungen, die über Jahrzehnte hinweg zu den 35 Büchern entstanden, die in mehr als 50 Sprachen übersetzt und über 50 Millionen Mal verkauft wurden.

Gleich im ersten Raum kann der Besucher gut die Entwicklung der Illustrationen nachvollziehen. Da hängen die schwarz-weißen Zeichnungen, die Winnie Gebhardt zu „Der kleine Wassermann“ und „Die kleine Hexe“ gefertigt hat – die Bücher, mit denen dem Volksschullehrer Preußler ab 1956 der Durchbruch als Kinderbuchautor gelang. Gerhardt zeichnete die kleine Hexe sehr reduziert auf charakteristische Merkmale wie die spitze Nase und die abstehenden Haare, die den Besenborsten ähnlich sind. Im selben Raum sind Kolorierungen ihrer Illustrationen zu sehen, die einen ersten Schritt in Richtung moderner Sehgewohnheiten bedeuteten.

Seit 2011 erfahren die Klassiker eine Erneuerung und Erweiterung als Bilderbücher mit weniger Text. Daniel Napp hat dafür eine neue moderne kleine Hexe geschaffen, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist. Genau wie sein kleines Gespenst zeigt ihr Gesicht meist ein breites Lächeln. Die Orientierung an den Originalen ist seinen farbigen Bildern zwar anzusehen, aber sie sind sanfter, runder, haben mehr Raumtiefe und Schattierungen.

Otfried Preußler, der 2013 starb, wird diese Modernisierungen wohl gemocht haben, weil er selbst mit der Zeit ging, indem er alte Volkssagen und religiöse Geschichten weniger schrecklich und Angst einflößend erzählte, und dafür immer wieder mit neuen Illustratoren zusammengearbeitet hat. In der Ausstellung sind rund 300 originale Zeichnungen zu sehen, die meist größer sind als in den Büchern, dazu kommen Filmrequisiten, Buchausgaben, Fotos und auch die Illustrationen, die Preußler selbst für seine Hutzelgeschichte „Hörbe mit dem großen Hut“ schuf.

Herzstück sind die Bilder, die F. J. Tripp für die Trilogie über den Räuber Hotzenplotz zeichnete. Es lohnt, ganz nah an die Rahmen heranzugehen: Erst dann kann man ihren unglaublichen Detailreichtum erfassen. Allein durch unterschiedliche Schraffuren ließ Tripp verschiedene Oberflächen in seinen liebevoll ausgestatteten Figuren-Räumen entstehen.

Info Die Ausstellung läuft bis 10. Januar 2021. Mehr Infos im Internet:
www.ludwiggalerie.de

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