"Love Story" ganz neu

Drama "Restless" von Gus Van Sant

Jugendliche Außenseiter sind eine Spezialität von Gus Van Sant ("Good Will Hunting"), und von jugendlichen Außenseitern handelt auch sein neuester Film. Aber wenn man es nicht wüsste, dann würde man "Restless" nie als einen Film von Gus Van Sant erkennen. Das liegt vor allem an der konventionellen Ästhetik. Das ist nicht als negatives Urteil zu verstehen, ein Film über Jugendliche muss ja nicht krampfhaft hip und schräg sein. Es verwundert nur bei diesem Regisseur, der so gern mit der Technik spielt, als habe er soeben seine erste Kamera geschenkt bekommen.

Ungewöhnlich sind auch Kleidung und Verhalten der Jugendlichen. Sie sind gut, wenn auch etwas altmodisch gekleidet, und sie sind eher romantisch veranlagt. Ganz am Anfang besucht Enoch eine Beerdigung. Er weiß gar nicht, wer da gestorben ist, aber er liebt solche Rituale. Die Veranstalter kennen ihn von früheren Beerdigungen wieder, durchschauen ihn als Fremden und wollen ihn hinauswerfen. Dabei kommt ihm Annabel zu Hilfe, die zum Kreis der Trauernden gehört.

Sie begreift, dass Enochs Verhalten nicht geschmacklos ist. Er hat aufgrund seiner eigenen Biografie ein inniges Verhältnis zu den Toten. Damit ist er der ideale Freund für sie, denn Annabel ist todkrank. Bei "Restless" handelt es sich somit um eine Neuauflage von "Love Story" (1970), immerhin mit einer besseren Hauptdarstellerin. Mia Wasikowska ("Alice in Wunderland") ist auf dezente Weise bezaubernd, sie drückt nie auf die Tränendrüsen, appelliert nie an unser Mitleid, und erreicht doch genau das: Wir leiden mit.

Nicht weniger anrührend ist das Spiel von Henry Hopper als Enoch, und wer sich über die Widmung im Nachspann wundert ("Für Dennis Hopper"), dem sei verraten: Henry ist der Sohn der Hollywood-Legende. Viel mehr als diese beiden Jungdarsteller hat der Film nicht zu bieten. Viel mehr benötigt er auch nicht. llll

(RP)
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