Filmregisseurin in Düsseldorf ausgezeichnet Käutner-Preis für Caroline Link

Düsseldorf · Heute wird die Regisseurin in Düsseldorf geehrt. Frauen rät sie: „Hört auf, liebe Mädchen zu sein!“

 Filmemacherin Caroline Link 

Filmemacherin Caroline Link 

Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/Melanie Zanin

Sie hat von einem Mädchen erzählt, das bei gehörlosen Eltern aufwächst, die Musik entdeckt – und der Familie dadurch entwächst. Es ist frostig in diesem Film, es geht um Abnabelung, Abschied, aber auch um die erste Liebe. Und so hat der Film nicht nur das Gewicht, sondern auch die Leichtigkeit von Schnee. „Jenseits der Stille“ war der Debütfilm von Caroline Link (55) und gleich ein Werk, das zeigt, wie einfühlsam und genau sie vom Erwachsenwerden erzählen kann, ohne ins Rührselige zu gleiten. Für ihren Film „Nirgendwo in Afrika“ über eine jüdische Familie, die vor den Nazis nach Afrika flüchtet, gewann Link 2003 als erste deutsche Regisseurin einen Oscar. Ihre Verfilmung der Hape-Kerkeling-Autobiografie „Der Junge muss an die frische Luft“ lockte bisher 3,8 Millionen Menschen ins Kino. Viele haben mindestens schwer geschluckt, wenn sie den Saal verlassen.

„Ich habe immer versucht, unterhaltsame und ernste Kunst zu verbinden“, sagt Caroline Link. In Deutschland fehlten ernsten Filmen oft der Humor, komische Filme seien schnell banal. Sie habe sich immer darum bemüht, komplexe Lebensgeschichten zu erzählen und dabei zu erforschen, was Familie und Kindheit bedeute – im Guten wie im Schlechten. Für ein Filmschaffen, das große Gefühle nicht scheut, Klischees aber zu vermeiden versucht, wird Caroline Link am Freitag in Düsseldorf mit dem Käutner-Preis ausgezeichnet. Eine Ehre im Namen eines Regisseurs, mit dem sie viel anfangen kann: „Käutner hat das Individuum sehr ernst genommen, er hat die Poesie im Alltäglichen gesucht und hat unaufgeregte, leise, intensive Filme gemacht, die große Wärme besitzen, das hat mich im Kino immer fasziniert.“

Regisseure müssen Freude daran haben, mit komplizierten Menschen zu arbeiten und Lust auf das Unbekannte, sagt Link. Dass sie es als Frau in der Branche so weit gebracht hat, habe mit ihrer Hartnäckigkeit zu tun. Für ihr erstes Projekt habe sie lange kämpfen müssen. „Ich sage jungen Frauen immer, dass sie mutig und fordernd auftreten sollen“, sagt Link. Wenn es dann Chancen gebe, müssten Frauen aber auch zugreifen. „Hört auf, liebe Mädchen zu sein!“ Auch in ihrer Karriere habe es unangenehme Situationen mit Männern in Machtpositionen gegeben, sagt sie. „Ich konnte mich immer schon wehren, aber in solchen Situationen ist man konsterniert“, sagt Link. Als Mutter einer 17-jährigen Tochter sei sie froh, dass darüber inzwischen so viel gesprochen werde und junge Frauen heute selbstverständlich wüssten, dass sie sich wehren dürfen.

Das Filmmuseum in Düsseldorf würdigt die Regisseurin gerade mit einer Werkschau. Außerdem kommt an Weihnachten schon ein neuer Film von Caroline Link ins Kino. Wieder ein Stoff, der höchste Sensibilität verlangt – und strenge Abstinenz vom Kitsch: Link hat Judith Kerrs Roman „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ verfilmt.

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