Neues Album des Bassisten Jazz-Songs von William Parker

Das ist eine gute Gelegenheit, mal eine Lobeshymne auf William Parker loszuwerden. Der amerikanische Bassist hat nämlich gerade ein neues Album veröffentlicht, „Voices Fall From The Sky“ heißt es.

 "Voices Fall From The Sky"

"Voices Fall From The Sky"

Foto: label

Wobei die Formulierung „ein Album“ in die Irre führt, in der Box liegen nämlich drei CDs. So macht er das zuletzt oft, mal drei, mal fünf CDs auf einmal, und auf keiner findet man einen schlechten oder überflüssigen Ton.

Parker ist 66 Jahre alt, und natürlich kann so einer wie er nur in New York leben, dort hat er mit Helden wie Don Cherry und Cecil Taylor gespielt. Sein Bandbreite ist gewaltig, er interpretiert den Jazz sehr frei und tritt gerne weit über die Grenzen zum Soul und zum Folk hinaus. Er schreibt auch Musiken für Film und Tanzaufführungen, er betrachtet den Jazz als Lebensmusik, als Soundtrack zum Leben. „Voices Fall From The Sky“ huldigt nun dem Lied. 17 Sängerinnen und Sänger interpretieren die 34 von Parker geschrieben und produzierten Songs. Manche sind breit arrangiert, andere, wie das unglaublich schöne und feine „Baldwin’s Interlude“, werden lediglich zum gezupften Bass geflüstert. Es gibt Kunstlieder, Balladen, Popsongs, Gospelstücke und opernartige Ausflüge. Und immer klingen diese Stücke vital und menschenfreundlich; zwischen den Noten scheint die Sonne. “There is no limit to what we can do for each other as human beings“, sagt er.

Die Hälfte des Materials ist nagelneu, es entstand größtenteils im Winter 2017. Die andere Hälfte hat William Parker aus vorangegangenen Lieder-Alben kuratiert. Über eine dieser älteren Veröffentlichungen schrieb mal jemand, der den Durchblick hat, sie klinge, als stelle sich Nina Simone zu John Coltrane auf die Bühne und fange an zu singen.

Der Vergleich ist natürlich völlig wahnsinning. Und total wahr zugleich.

Philipp Holstein

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