Leverkusen: Kunstexperte Rolf Wedewer tot

Mit der Kunst, für die sein Herz schlug, ging er durch dick und dünn. Als Rolf Wedewer, der jetzt 78-jährig verstorbene frühere Direktor des Museums Schloss Morsbroich in Leverkusen, 1965 sein Amt antrat, stand die ungegenständliche Malerei europaweit in hohem Ansehen. Als er nach 30 Jahren in den Ruhestand wechselte, wollte dagegen vom Informel, von Zero und Op-Art kaum noch jemand etwas wissen. Erst in den beiden zurückliegenden Jahren zog das Interesse vor allem an der Zero-Kunst von Mack, Piene und Uecker wieder an, ablesbar auch an den steigenden Preisen auf dem Kunstmarkt.

Wedewer machte das Museum in Leverkusen zu einem bis in die siebziger Jahre vielbeachteten Ort der Avantgarde, auf den mancher Museumsdirektor der beiden großen Nachbarstädte Köln und Düsseldorf neidische Blicke warf. Im Gedächtnis haftet vor allem eine Ausstellung von Gotthard Graubner. Im Spiegelsaal des Schlosses ließ er Nebel wabern, so dass sich die Besucher vorsichtig durch den Raum tasten mussten. Wedewer hielt dafür den Kopf hin, und nicht immer war es leicht, für derlei in Leverkusen ein Publikum zu finden.

Das allerdings strömte bald aus ganz Deutschland herbei, denn so viele Museen gab es damals noch nicht, die sich vorbehaltlos der unmittelbaren Gegenwart öffneten. Später zogen andere, größere Häuser nach, so dass Leverkusen ein wenig aus dem Blickfeld geriet. Wedewer indes ließ sich nicht dazu verleiten, es mit anderen Künstlern zu versuchen, sondern er blieb den von ihm Erwählten treu: dem Italiener Emilio Vedova vor allem, über den er viel publizierte, dazu Hans Hartung, Bernard Schultze, Fritz Winter, Willi Baumeister, Wols, Emil Schumacher und Ernst Wilhelm Nay.

Der Zugang zu dieser Art von Kunst, die fast ohne Gegenstände auskommt, fällt nicht jedem leicht, und auch Wedewer war keiner, der sie zu popularisieren suchte. Man achtete ihn als Kenner, als Fachmann von hohen Graden, dem das Leverkusener Museum zu wesentlichen Teile seine bedeutende Sammlung verdankt.

Wedewer starb nach langer, schwerer Krankheit.

(Rheinische Post)
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