Lesetipp Nächstenliebe aus Langeweile

Buch Ein Sommer auf der griechischen Insel Hydra. Naomi ist die Tochter eines Kunstsammlers, eine verwöhnte junge Frau, die luxuriöse Einfachheit schätzt, doch ihrem Vater das Reichsein übel nimmt.

 Lawrence Osborne: „Welch schöne Tiere wir sind“, Piper, 335 S., 22 Euro

Lawrence Osborne: „Welch schöne Tiere wir sind“, Piper, 335 S., 22 Euro

Foto: Piper

Naomi streunt über die Insel, freundet sich mit einer anderen höheren Tochter an und trifft eines Tages auf einen Flüchtling. Faoud ist aus Syrien und auf Hydra gestrandet. Die Frauen helfen dem verwahrlosten jungen Mann, doch ist ihr Motiv nicht Mitgefühl, sondern Überdruss. Sie schaffen sich einen Abhängigen, ein lebendiges Spielzeug. Irgendwann weiß Naomi, für was sie ihren Fund benutzen will: für die Rache an der Selbstzufriedenheit ihres Vaters. Lawrence Osborne hat einen eleganten, in der Hitze des Südens brütenden Roman geschrieben, der die Themen Migration und Nächstenliebe jeder Illusion beraubt. „Welch schöne Tiere wir sind“ erzählt von Heuchelei und dem Hunger nach Lebenssinn einer Frau aus der Oberschicht.
Dorothee Krings

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