Mit anderthalb Jahren Verspätung Lara Foot darf „Leben und Zeit des Michael K.“ endlich auf die Bühne bringen

Lange mussten Lara Foot und ihr Ensemble auf die Uraufführung des Stücks „Leben und Zeit des Michael K.“ warten. Nun ist es endlich soweit, die Regisseurin und ihre Darsteller sind aus Kapstadt eingereist. Das Stück vereint Schauspiel, Puppenspiel und Videokunst.

 Puppen und Menschen sind in „Leben und Zeit des Michael K.“ die Akteure auf der Bühne.

Puppen und Menschen sind in „Leben und Zeit des Michael K.“ die Akteure auf der Bühne.

Foto: Fiona MacPherson

Es war ein glücklicher Moment für Lara Foot, als sie vor wenigen Tagen, aus Südafrika kommend, auf dem Düsseldorfer Flughafen landete. „Jemand holte mich ab“, erzählt die Regisseurin, „dann sah ich dieses Schild, und mein Herz begann wie wild zu schlagen. Denn damit wurde plötzlich greifbar, was ich so lange herbeigesehnt hatte.“ Auf dem Schild stand nicht etwa „Lara Foot“, sondern „Michael K.“, der Name der Hauptfigur des Stücks, das sie schon im Mai 2020 beim Festival „Theater der Welt“ in Düsseldorf zur Uraufführung bringen wollte: „Leben und Zeit des Michael K.“. Was Corona dann verhinderte. Auch in Lara Foots eigenem Baxter Theatre in Kapstadt konnte es danach wegen des Lockdowns nicht wie vorgesehen gespielt werden. Eine herbe Enttäuschung für alle Beteiligten an diesem ehrgeizigen Projekt, das Schauspiel, Puppenspiel und Videokunst vereint. Wenigstens ging es im Sommer 2021 einen hoffnungsvollen Schritt voran: Die Inszenierung wurde aus Kapstadt via Livestream nach Düsseldorf übertragen. Wer sie damals sah, war begeistert und tief berührt.

Aber für jemanden, der so für das Theater brennt wie Lara Foot, konnte das nur eine Notlösung sein. Am Samstag kommt es nun, eineinhalb Jahre später als geplant, zur „echten“ Uraufführung im gut gefüllten Großen Haus. „Ich kann es kaum erwarten“, sagt sie. „Man braucht wirklich ein Publikum im Theater. Wie sehr habe ich das vermisst.“ Jetzt darf sich endlich entfalten, was Lara Foot sich ausgemalt hat.

Die Regisseurin ist auch Autorin der Bühnenfassung nach dem 1986 erschienenen Roman „Leben und Zeit des Michael K“ von J.M. Coetzee. Der in Südafrika geborene und vielfach preisgekrönte Schriftsteller mischte sich nicht ein in Lara Foots Arbeit an dem Text. Das fertige Buch, das sie ihm mit leichtem Bangen geschickt hatte, segnete er ohne Einwände ab. Die Krönung aber folgte, nachdem Coetzee, der inzwischen in Australien lebt, den Livestream verfolgt hatte. „Er gratulierte mir und nannte es einen Triumph“, erzählt Lara Foot mit leuchtenden Augen, „das hat mir viel bedeutet. Es mit dem deutschen Publikum zu teilen, ist mir wichtig. Viele sind der Meinung, die Geschichte von Michael K. sei sein bestes Werk. Die Deutschen lesen viel und haben einen guten Zugang zur Literatur. Sie werden diesen Text lieben.“

Mit der Regisseurin reiste das gesamte Ensemble aus Kapstadt nach Düsseldorf. „Alle sind natürlich geimpft, trotzdem war es ein Zitterspiel“, sagt sie. „Wir wurden noch einmal getestet, bevor wir ins Flugzeug stiegen. Hätte es auch nur ein positives Ergebnis gegeben – du liebe Güte, was waren wir aufgeregt.“

So aber kann sie die Endproben entspannt begleiten. Wenn es im Schauspielhaus im Anfang 22 und von Dezember bis Mai weitere Aufführungen gibt, wird auch Lara Foot wieder dabei sein. Ihre häufigen Reisen nach Düsseldorf sind zudem noch mit einem Projekt verknüpft, auf das sie sich freut: Intendant Wilfried Schulz hat ihr eine zweite Produktion anvertraut. „Nach der Sommerpause darf ich damit die neue Spielzeit 2022 eröffnen“, verrät sie, hält Stück und Inhalt aber noch geheim. Beschäftigt hat sie sich damit allerdings schon in den Monaten des Lockdowns, wann immer es ihr neben der Leitung ihres Theaters und eines dreimonatigen Workshops für junge Autoren möglich war.

Eine wesentliche Rolle in „Leben und Zeit des Michael K.“ spielen die feingeschnitzten Puppen der Handspring Puppet Company. „Jede einzelne ist eine Skulptur“, sagt Lara Foot. „So werden Bildhauerei und Literatur auf hohem Niveau miteinander verbunden.“ Auch Michael K., der auf einem weiten Fußmarsch die Asche seiner Mutter in deren Heimat bringen will, ist eine hölzerne Puppe. Aber sie agiert so realistisch, dass sie lebendig erscheint. Lara Foot ist gespannt auf die Premiere und die Reaktionen der Zuschauer zu diesem außergewöhnlichen Theaterereignis. „Es fühlt sich gerade an, als könnte ich kaum atmen“, sagt sie. „Mein ganzes Leben ist vom Theater bestimmt. Wie ein seidener Faden zieht sich das Bedürfnis durch, Schauspieler und Publikum als Gemeinschaft zusammenzubringen. Nach der langen Isolation haben wir Empathie und Erleuchtung nötiger denn je.“

Info Die Uraufführung von „Leben und Zeit des Michael K.“ ist am Samstag, 13. November, um 19.30 Uhr, davor gibt es um 19 Uhr eine Einführung von Intendant Wilfried Schulz.

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