Düsseldorf Landesregierung verteidigt Verkauf von Warhol-Werken
Düsseldorf · Auf Anfragen zur geplanten Versteigerung von zwei millionenschweren Warhol-Bildern aus dem Bestand des landeseigenen Casino-Betreibers "Westspiel" reagierte die Landesregierung bislang kaum: keine Interviews, keine Hintergründe - allenfalls ein paar knappe Statements.
Und die enthielten kaum mehr als den Hinweis, "Westspiel" sei ein eigenständiges Unternehmen, weshalb die Landesregierung mit dem Verkauf allenfalls aus der Ferne zu tun habe. Offenbar hat sie damit aber doch mehr zu tun als bislang bekannt: NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) räumte gestern vor dem Haushalts- und Finanzausschuss ein, dass er dem Verkauf schon im Frühjahr 2014 ausdrücklich zugestimmt hat. Und zwar auf einer Sitzung des Verwaltungsrates der ebenfalls landeseigenen NRW-Bank, die 100-prozentige Westspiel-Eigentümerin ist.
Die angekündigte Versteigerung der landeseigenen Kunstwerke wird seit Tagen in den Feuilletons der gesamten Republik scharf kritisiert. Die Opposition im Landtag hat deshalb eine Dringlichkeitsanfrage zu dem Thema gestellt. Also bezog Walter-Borjans gestern dann doch ausführlich Stellung.
Demnach wurden die Werke, die am 12. November im New Yorker Auktionshaus Christie's für mindestens 100 Millionen Euro versteigert werden sollen, von Westspiel Ende der 70-er Jahre für 183 000 D-Mark (93 000 Euro, "Triple Elvis") und 205 000 D-Mark (105 000 Euro, "Four Marlons") angekauft. Wegen der enormen Wertsteigerung sei die Versicherung der Werke zu teuer geworden, weshalb sie "schon seit Jahren in Depots verwahrt und nicht mehr öffentlich gezeigt wurden", so der Minister. Eben diese Wertsteigerung sei eine Folge des "aktuell überhitzten Kunstmarktes", der sich schon bald auch wieder in eine andere Richtung entwickeln könne. Deshalb sei es richtig, die Werke jetzt zu verkaufen.
Rund 80 Millionen Euro des Erlöses soll Westspiel behalten, um davon den Neubau eines Casinos in Köln zu finanzieren. Der Rest des Erlöses fließt in die Landeskasse. Ein Vorstandsmitglied der NRW-Bank sagte, der Verkauf sei zwar noch zu stoppen. Allerdings nur um den Preis einer streng geheimen Entschädigung, die dann an Christie's zu zahlen sei. "Westspiel" dekoriert inzwischen nur noch mit 150 seiner 235 Werke tatsächlich auch Spielcasinos. Der Rest schlummert in Depots.