Düsseldorf Land NRW kauft Kunst-Sammlung Fischer

Düsseldorf · Die Kunststiftung NRW unterstützt den Ankauf der Sammlung und des Archivs des verstorbenen Düsseldorfer Galeristen Konrad Fischer (1939-1996) mit einer Million Euro. Das bestätigte Stiftungspräsident Fritz Behrens auf Anfrage unserer Zeitung. "Wir unterstützen das Projekt vier Jahre lang mit jährlich 250 000 Euro", sagte der ehemalige NRW-Innenminister (SPD). Der Kaufpreis der Sammlung, den vor allem das Land NRW und die Kunstsammlung NRW finanzieren, ist geheim. Aber aus dem Förderbeitrag der Stiftung schließen Beobachter, dass es sich in der Summe um einen zweistelligen Millionenbetrag handelt.

Durch den Ankauf der Sammlung unter anderem mit Mitteln des Landes gerät die Kulturpolitik der NRW-Landesregierung indirekt unter Druck. "Es ist nicht vermittelbar, warum in diesem Zusammenhang Landesgeld fließt, während die indirekt ebenfalls dem Land gehörende WestLB-Sammlung verkauft werden soll", sagte der kulturpolitische Sprecher der CDU, Thomas Sternberg. Der Zuschuss der Kunststiftung, die einen Jahresetat von neun Millionen Euro hat, gehört zu den höchsten Förderbeiträgen in der Geschichte der Kunststiftung.

Aus kulturpolitischer Sicht liegt der Sinn des teuren Kaufs auf der Hand: NRW wollte sich nicht noch einmal so blamieren wie im Fall des Archivs des legendären Düsseldorfer Galeristen Alfred Schmela (1918-1980). Ulrike Schmela, die Tochter, verkaufte es lange nach dem Tod des Vaters an das Forschungsinstitut der Getty-Stiftung in Los Angeles - in der Gewissheit, dass es dort nicht verstaubt, sondern dass damit gearbeitet wird.

Sowohl die Kollektion Fischer als auch die Dokumente haben viel zu erzählen von der Zeit, als Düsseldorf nicht nur selbst ein Quell der Nachkriegs-Avantgarde war, sondern auch ein Schaufenster der amerikanischen Kunst jener Zeit. Konrad Fischer arbeitete einst selbst als Künstler (unter dem Namen Konrad Lueg) und verlegte sich dann auf den Handel. Er holte den großen Minimalisten Carl Andre ins Rheinland, lud Bruce Nauman ein, machte Mario Merz und Richard Long den Deutschen bekannt und setzte im Inland unter anderem auf Joseph Beuys, Hanne Darboven und zum Schluss noch auf Gregor Schneider.

Dorothee und Konrad Fischer verkauften nicht nur Kunst, sie sammelten auch. Erst spät, vor gut vier Jahren, war diese Kollektion erstmals in Deutschland öffentlich zu sehen: im Klever Museum Kurhaus. Unter dem Titel "Von Carl Andre bis Gregor Schneider" präsentierte das Museum 250 Werke der Sammlung, von einem Stück des "Haus ur" von Gregor Schneider bis zur Malerei Gerhard Richters. Für Installationen von Bruce Nauman und Richard Long wurde in Kleve sogar der einstige Galerieraum an der Düsseldorfer Neubrückstraße nachgebaut.

Bereits vier Jahre vor Eröffnung der Galerie hatte Konrad Fischer 1963 mit Manfred Kuttner, Sigmar Polke und Gerhard Richter in einem Ladenlokal an der Kaiserstraße schräg gegenüber der "Galerie 22" von Jean-Pierre Wilhelm die erste Ausstellung deutscher Pop-Art arrangiert. Wenige Wochen nach dieser Schau besuchte er mit Freunden, unter anderem mit Richter, die Kunsthändlerin Ileana Sonnabend in Paris. Dort sahen sie erstmals Originale von Roy Lichtenstein - ein "großes Erlebnis", wie Fischer bekundete, und Anreiz zur weiteren fördernden Auseinandersetzung mit der aufregenden Kunst seiner Zeit.

(RP)
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