Oberhausen Kurzfilmtage widmen sich Oberhausener Manifest

Oberhausen · Vor 50 Jahren wurden bei den dortigen Kurzfilmtagen das Oberhausener Manifest verkündet. Darin erklärten 26 Filmschaffende "Opas Kino" für tot. Die Unterzeichner – unter anderem Alexander Kluge, Edgar Reitz und Peter Schamoni – plädierten für eine programmatische und ästhetische Erneuerung des deutschen Kinos.

Zum 50-jährigen Jubiläum widmen die Kurzfilmtage vom 26. April bis 1. Mai dem Oberhausener Manifest zwei Filmprogramme mit insgesamt 81 Arbeiten. "Wir wollen die filmischen Positionen und Arbeiten der Unterzeichner des Manifests sichtbar machen und ihren Einfluss auf die Entwicklung des deutschen Films zeigen", erklärt Lars Henrik Gass, Leiter der Kurzfilmtage. Dazu wird das Oberhausener Manifest in den Kontext anderer internationaler Erneuerungsbewegungen gestellt. Einige der Kurzfilme wurden für diesen Anlass aufwendig restauriert. "Die Kopien einiger Filme aus dem zeitlichen Umfeld des Manifests waren leider in sehr schlechten Zustand", fügt Gass hinzu.

Ein Highlight der Retrospektive "Mavericks, Mouvements, Manifestos: Filme der Unterzeichner des Oberhausener Manifests" ist der Film "Kahl" von Haro Senft. Der 12-minütige Dokumentarfilm über den Bau des ersten deutschen Atomkraftwerks im fränkischen Kahl war der erste deutsche Nachkriegsfilm, der für einen Oscar nominiert wurde. Auch wenn die Machart des Films 50 Jahre später altmodisch wirkt, war er für seine Zeit aufregend, schnell und neu: Die Kamera wackelt, die Einstellungen nehmen Gesichter fest ins Visier, und eine Erzählstimme aus dem Off diskutiert nicht unkritisch den Bau des ersten deutschen Kernkraftwerkes.

Neben der großen Retrospektive zeigt das Oberhausener Kurzfilmfestival 140 Film in fünf Wettbewerben. Im internationalen Wettbewerb hat die Wettbewerbsleiterin Hilke Doering aus knapp 5000 Einreichungen aus 98 Ländern rund 60 Filme ausgewählt. "Dieses Jahr zeigen wir ein sehr ausgewogenes Programm auf einem hohen Niveau", erklärt Doering.

Vor allem aus Ost- und Südosteuropa seien dieses Jahr zahlreiche qualitative hochwertige Einreichungen eingegangen, aber auch asiatische Filmemacher seien gut vertreten. Im internationalen Wettbewerb werden auch zwei deutsche Filmemacher gezeigt. "Außerdem erleben wir gerade eine Renaissance von Zelluloid und Super 8, der Trend geht weg von digitalen Formaten", so Hilke Doering.

Weiterhin großer Beliebtheit bei Filmemachern erfreut sich das "Open Screening" der Kurzfilmtage. In dieser Reihe werden Kurzfilme gezeigt, die nicht für den Wettbewerb ausgewählt wurden. Die Anmeldung erfolgte über das Internet. "Die vier Stunden Programmzeit waren bereits 30 Sekunden nach dem Anmeldetermin belegt", sagt Hilke Doering. Unter den 20 Filmen sind Arbeiten aus Kuba, Japan, Belgien, den USA und der Ukraine.

(RP)
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