Markantes Bauwerk in Düsseldorf Wie der Ehrenhof entstand
Der Ehrenhof umschließt Kunstpalast und NRW-Forum. Er zählt zu den markanten Bauwerken in Düsseldorf. Auswärtige fragen manchmal: Ist das Nazi-Architektur? Wir schildern, wie er wurde, was er ist.
Der Begriff Ehrenhof bezeichnet ursprünglich den Empfangshof barocker Schlossbauten vor dem Hauptportal, den ein fürstlicher Wohntrakt und dessen Flügelbauten rahmen. Der Düsseldorfer Ehrenhof dagegen, in wenigen Minuten zu Fuß von der Innenstadt erreichbar und dennoch ein wenig abgelegen, stammt aus dem 20. Jahrhundert: ein expressionistisches Gebäude- und Gartenensemble, das 1926 für die Ausstellung GeSoLei entstand. Heute umschließt es mit dem Kunstpalast und dem zugehörigen NRW-Forum einen weitläufigen Innenhof, der rheinabwärts zur Tonhalle führt.
Begleitet man Auswärtige über das Ehrenhof-Terrain, wird man mitunter die Frage hören, ob dieses sich gegen die Außenwelt abschottende Ensemble Nazi-Architektur sei. Mit Verweis auf das Baujahr lässt sich diese Frage leicht verneinen. Der Architekt Wilhelm Kreis (1873 - 1955), einst Direktor der Kunstgewerbeschule Düsseldorf, zählte in der Weimarer Republik allerdings zu den konservativen Architekten, die am monumentalen, repräsentativen Bauen festhielten. Im Juni 1926, während der GeSoLei (Große Ausstellung Düsseldorf 1926 für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen), der größten Messe der Weimarer Republik, wurde Kreis zum Präsidenten des Bundes Deutscher Architekten gewählt. Vor dem Ausbau zur GeSoLei befand sich auf dem Gelände nur das 1902 parallel zum Fluss errichtete neobarocke Ausstellungsgebäude Kunstpalast. Kreis ließ daran eine neue Fassade anbringen und bezog den Bau in eine hufeisenförmige Anlage ein, jenen Ehrenhof.
In seinen Entwürfen verwandte er gemauerte, vereinfachte geometrische Formen und Architekturelemente. Dabei lehnte er sich gern an Bauten der Antike an.
Von diesen Vorlieben zeugt auch der Düsseldorfer Ehrenhof mit seiner Ausrichtung parallel zum Rhein und seiner Geometrie. Die durchgehende Verwendung von Backstein unterstreicht die Zusammengehörigkeit der einzelnen Gebäudeteile. Unterhalb der Backsteinlagen besteht die Fassade aus einem Muschelkalksockel. An den Ecken der Bauten befinden sich tempelartige, an altrömische Architektur erinnernde Pavillons.
Auf dem Dach über dem Nordtor der Anlage thront seit Eröffnung der GeSoLei eine monumentale nackte Aurora, die Göttin der Morgenröte, in Bronze gestaltet von Arno Breker, dem späteren Lieblingsbildhauer Hitlers und Freund von Wilhelm Kreis.
Die gärtnerische Gestaltung des Ehrenhofs geht auf Entwürfe des Gartenarchitekten Walter von Engelhardt zurück. Er unterstrich die Achsensymmetrie der Architektur durch einen Garten mit geometrisch angelegten Beeten mit Buchsbaumeinfassungen und Reihen beschnittener Bäume.
Die übliche Bezeichnung „Expressionismus" trifft den Charakter des strengen Ehrenhof-Ensembles nur teilweise. Sie gründet sich auf den Backsteinexpressionismus, der sich in den 1920er Jahren in Deutschland verbreitete. Im Übrigen umfassen die Bauten ebenso Elemente der Bauhaus-Architektur.
In der Innenarchitektur des Kunstpalasts und des NRW-Forums setzen die Glasfenster des niederländischen Künstlers Johan Thorn Prikker (1868 - 1932) einen Akzent. Hohe, aus 35 Feldern bestehende Glasfenster verleihen dem Foyer des Sammlungsflügels einen kathedralenartigen Charakter. Der Künstler hatte diese Arbeit bereits für die GeSoLei geschaffen. Wandmosaike von ihm, „Der Tag" und „Die Nacht", finden sich zudem an den Eckpavillons des Gebäudes.
Gegenüber dem Sammlungstrakt, im Bereich der Wechselausstellungen, baute der Kölner Architekt Oswald Mathias Ungers (1926 - 2007) hinter der bestehenden Fassade das Innere des über die Jahre arg heruntergekommenen Kunstpalasts um. Fortan regnete es zwar nicht mehr durchs Dach, und es gab endlich ordentliche Toiletten, doch die Künstler, die in den alten Räumen jährlich ihre „Große Düsseldorfer Kunstausstellung" ausgerichtet hatten, trauerten der früheren Atmosphäre nach. Ihr Protest hatte nichts genützt.
Wilhelm Kreis, mit dessen Name sich die Ehrenhof-Architektur heute vor allem verbindet, zählt zu den Menschen, deren Rolle im Dritten Reich – gelinde gesagt – als zwiespältig zu bezeichnen ist. Einerseits entzogen ihm die Nationalsozialisten 1933 die Präsidentschaft des Bundes Deutscher Architekten, weil er zuvor für zahlreiche „jüdische" Bauherren gearbeitet hatte, andererseits ließ er sich rasch von den neuen Machthabern vereinnahmen. Unter der Regie von Hitlers Schützling Albert Speer wirkte er am Entwurf der Monumentalanlagen für die geplante „Welthauptstadt Germania" mit. Außerdem stimmte er 1938 seiner Ernennung zum Reichskultursenator der bildenden Künste zu. Von seinem Freund Arno Breker ließ er sich in zwei Porträtbüsten verewigen. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er nahtlos weiter als Architekt, unter anderem für das Gebäude der Landeszentralbank in Dortmund. Schließlich bekam er das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik.