Kunst, Design und Architektur Krefeld hat Museum des Jahres

Krefeld · Eine intelligente und herausfordende Beuys-Duchamp-Ausstellung und die Mehrstimmigkeit von Kunst, Design und Architektur: Was die Fachjury für Krefeld eingenommen hat.

Haus Lange in Krefeld.

Haus Lange in Krefeld.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Der Dreiklang von Kunst, Design und Architektur hat die Jury überzeugt: Die Kunstmuseen Krefeld sind als Museum des Jahres ausgezeichnet worden. Die deutsche Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbands AICA (Association Internationale des Critiques d’Art) hat den Titel für die geglückte Verbindung in den drei Häusern — Kaiser-Wilhelm-Museum, Haus Esters und Haus Lange —  vergeben.  Die rund 220 Autoren, Kritiker, Journalisten und Publizisten, die in der deutschen Sektion zusammengeschlossen sind, vergeben jedes Jahr drei undotierte Preise an Museen und für einzelne Ausstellungen.

Die Kunstmuseen sind laut Jury „ein bedeutender Pionier in der aktuell wieder diskutierten spartenübergreifenden ‚Mehrstimmigkeit‘ künstlerischer Disziplinen“ und ein „wichtiger Ort der Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Kunstavantgarde“.

Krefeld habe 2021 den „wohl wichtigsten Ausstellungsbeitrag zum Beuys-Gedenkjahr“ geliefert mit der weltweit ersten Ausstellung, die Gemeinsamkeiten und Gegensätzlichkeiten der beiden Kunstpioniere Marcel Duchamp und Joseph Beuys in Dialog gesetzt hatte, eine „gelungene und intelligente Herausforderung für die Ausstellungsbesucher“, wie die AICA befand.

Die Avantgarde ist mit dem damaligen Museumsdirektor Paul Wember wie ein Donnerhall nach dem Zweiten Weltkrieg in die Krefelder Museumshäuser eingezogen: Arman füllte Glaskästen mit Abfällen, Yves Klein hatte seine erste Einzelausstellung mit seinen Monochromen und hinterließ eine in Spezial-Weiß getünchte Kammer, den „Leeren Raum“, und von Beuys gibt es  in der oberen Etage des Kaiser-Wilhelm-Museums unter anderem die Barraque D‘Dull Odde und einen Edelstahlbrunnen — eine Installation, die er selbst in 1980er Jahren eingerichtet hat.  Weltweit sind nur noch zwei Installationen authentisch erhalten, bei deren Aufbau der Künstler selbst Hand angelegt hat. Was heute ein Aushängeschild ist, hat die bürgerliche Gesellschaft damals verwirrt oder gar entsetzt.

Katia Baudin, die seit 2016 die Kunstmuseen leitet, hat mit ihrem Konzept die Anfänge der Museen in den Fokus genommen. Das Kaiser-Wilhelm-Museum ist im Ursprung ein Bürgermuseum — 1897 eröffnet und auf Initiative und mit dem Geld der Krefelder Gesellschaft erbaut worden. Der „gute Geschmack“ sollte hier kultiviert werden. In den von Bauhaus-Architekt Ludwig Mies van der Rohe geplanten Museumsvillen spielt die Auseinandersetzung der Künstler mit den Räumen eine wesentliche Rolle. Diese Fäden spinnen Baudin und ihr Team weiter. „Den Besuchern wird auf diese Weise eine differenzierte Möglichkeit gegeben, unterschiedlichsten ästhetischen Formen und Darstellungsweisen zu begegnen“, urteilen die Kunstkritiker.

Die Auszeichnung kommt passend: Krefeld feiert 650-jähriges Bestehen als Stadt, und die Museen zeigen in der Ausstellung „Produktive Räume“ zeitgenössische Kunst und Design von Künstlern der Region.

Als wichtigste Ausstellungen bewertet die AICA eine Inszenierung der Gruppe Atis Rezistans aus Haiti in der ehemaligen Kirche St. Kunigundis bei der documenta XV. und „Christopher Kulendran Thomas: Another World” im KW Institute for Contemporary Art in Berlin.

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