Kunsthalle Düsseldorf Was uns die Körper sagen

Düsseldorf · Über die Zerrissenheit und Doppeldeutigkeit von Körpern und Körperlichkeit sprachen junge Erwachsene im Format „Let’s talk about...“ in der Kunsthalle. Im Zentrum: die aktuelle Ausstellung „Es liebt Dich und Deine Körperlichkeit ein Verwirrter“.

 Die Ausstellung „Es liebt Dich und Deine Körperlichkeit ein Verwirrter“ in der Kunsthalle Düsseldorf mit Werken von Raphaela Simon.

Die Ausstellung „Es liebt Dich und Deine Körperlichkeit ein Verwirrter“ in der Kunsthalle Düsseldorf mit Werken von Raphaela Simon.

Foto: Katja Illner

Kunst kann seltsam sein, schwer zu deuten, nicht einfach einzugrenzen. Gerade bei Besuchen im Museum oder der Ausstellung eines Ateliers gehen die Empfindungen und Meinungen oftmals auseinander, wenn es um die Besprechung der Kunstwerke geht. Oder man behält seine Deutungen eben für sich.

Dem wirken die Volontäre der Kunsthalle und des KIT schon seit einiger Zeit mit ihrer dialogischen Führung „Let’s talk about“ entgegen. In der interaktiven Begehung, die besonders an junge Erwachsene gerichtet ist, sollen die Kunstwerke der aktuellen Ausstellung gemeinschaftlich besprochen werden: Was fühle ich, wenn ich das Gemälde sehe? Was macht es mit mir? Womit bringe ich es in Verbindung? „Junge Menschen haben dabei oftmals andere Ansätze als Ältere“, sagt Juliane Hoffmanns, Volontärin an der Kunsthalle im kuratorischen Team.

Bei der neuesten Ausgabe standen die drei aktuellen Ausstellungen – sie laufen unter dem gemeinsamen Titel „Es liebt Dich und Deine Körperlichkeit ein Verwirrter“ – im Mittelpunkt. Dabei verbindet sie alle eben das: Körperlichkeit; und das Surreale und Verwirrende, was der Körper und seine Zuschreibungen bedeuten, die Seltsamkeit.

 „head high“ von Florian Krewer ist noch in der Kunsthalle zu sehen.

„head high“ von Florian Krewer ist noch in der Kunsthalle zu sehen.

Foto: Florian Krewer

Begleitet wurde Hoffmanns von Joshua Pesch, ebenfalls Volontär an der Kunsthalle, sowie Jessica Gilles, Volontärin am KIT. Rund ein Dutzend junger Erwachsener nahm das Angebot an. Gemeinsam stießen sie ihre Ideen zu den Kunstwerken an, gaben den Teilnehmern Zeit, sich eine eigene Meinung zu bilden, und gingen im Gespräch auf die Anregungen der Besucher ein. „Das ist unser Leitfaden, wir wollen ins Gespräch kommen“, sagt Pesch. So lief es dann auch in den drei lose verknüpften Einzelausstellungen.

Eine davon entstand durch den Maler Florian Krewer. Seine großformatigen Ölmalereien strotzen vor Spannung und Dualität. In knallbunten Farben setzt sich der Alumni der Düsseldorfer Kunstakademie mit toxischer Männlichkeit auseinander. Körper, vermeintlich maskulin wirkend, sind Krewers zentrales Motiv. Inwiefern stehen die Körper seiner Figuren in Verbindung mit ihrer Männlichkeit? Wer sind diese Figuren eigentlich?

Viel weniger bunt, aber dafür nicht weniger emotional sind die Bilder und überlebensgroßen Plastiken der Künstlerin Raphaela Simon. Eingesperrte Körper, starr und leer, bildet die ehemalige Studentin der Düsseldorfer Kunstakademie ab. Düster und beklemmend schauen die ausdruckslosen Figuren drein, die Menschen sein könnten, oftmals eingesperrt in Käfigen. Es kommt der Einwand, die Gesellschaft sperre sie in Käfige, aber auch einer, dass psychische Probleme den Körper einschlössen. Die Eindrücke sind unterschiedlich. „Wir bringen Erlerntes und Anerzogenes hier rein und lesen die Bilder vor diesem Hintergrund“, sagt Hoffmanns bei der gemeinsamen Besprechung.

Das letzte Drittel der Ausstellung zeigt Fotografien von Carina Brandes. Die Aufnahmen, die häufig sie selbst spärlich bekleidet oder gar nackt zeigen, bilden mit einem tranceartig niedergeschriebenen Text an der Wand ein Gesamtwerk – eines über Brandes‘ Auffassung über die Bedeutung von Körper und Körperlichkeit. In ihren Bildern schafft sie aus ihrem bestehendem Körper neue, nicht wirklich menschliche Körper und eröffnet die Frage von Macht auf vielen Ebenen, wie es Pesch deutet.

Die Doppeldeutigkeiten ziehen sich durch die Ausstellung. Sie aus dem Winkel der „Weirdness“, der Seltsamkeit, zu betrachten und sich darüber auszutauschen, macht Spaß und eröffnet neue Sichtweisen.

Info Die Ausstellung „Es liebt Dich und Deine Körperlichkeit ein Verwirrter“ ist noch bis 9. Februar in der Kunsthalle zu sehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort