Kunstakademie unterstützt ukrainische Künstler Von Charkiw nach Düsseldorf

Nikita Sereda verließ seine Heimatstadt in der Ukraine, kurz bevor dort der Krieg begann. Nun kuratiert er eine Ausstellung im Volksgarten.

 In der Kunstakademie erfuhr Sereda Halt.

In der Kunstakademie erfuhr Sereda Halt.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Rund 41 Millionen Einwohner bedeuten ebensoviele individuelle Schicksale, verschiedene Lebensumstände und damit unterschiedliche Einschnitte in das eigene Leben. Knapp eineinhalb Millionen Menschen waren vor dem Krieg in der Ukraine immatrikuliert. Wie hat sich das akademische Leben nach Beginn des russischen Angriffskrieges verändert?

Der 27-jährige Nikita Sereda hat, wie so viele andere auch, die Bedrohung Russlands am eigenen Leib erfahren. Er erzählt, wie er mit seinem Bruder Taras und seinem Freund und Fotograf Daniel Vaysberg in Charkiw saß, als sich die Nachrichten zum bevorstehenden Angriff überschlugen. Zusammen beschlossen sie, das Land vorübergehend zu verlassen. Zunächst landeten sie in Düsseldorf, um den Rundgang an der Kunstakademie zu besuchen. 2019 hatte Sereda in der Landeshauptstadt die Ausstellung „Let Us In“ kuratiert und mit veranstaltet. Deren Reihe war vorher bereits in Clichy bei Paris zu sehen, wo Sereda gut zwei Jahre als freischaffender Künstler lebte und auch drei Solo-Ausstellungen präsentierte. Während seines Besuchs in Düsseldorf begann der Angriffskrieg auf seine Heimat. „Alles stand erst einmal still“, erzählt er und schildert, wie er die ersten Wochen vor seinem Telefon verbrachte, um seiner Familie bei deren Evakuierung zu helfen. Als diese in Sicherheit war, habe er sich dabei erwischt, wie er weiterhin nicht vom Handy loskam, um ununterbrochen die aktuelle Lage verfolgen zu können. „Irgendwann kam der Moment, an dem ich dachte: Das geht so nicht weiter. Ich kann meine Energie nicht alleine darauf fokussieren, immer Nachrichten zu schauen.“ Sereda entschied, eine Bleibe in Düsseldorf zu finden; zurück nach Charkiw konnte er nicht. Im Zuge dessen bewarb er sich auch an der Kunstakademie. Das Willkommen sei sehr herzlich gewesen. Auch die sonst sperrige deutsche Bürokratie sei in seinem Fall kein Problem gewesen.

Als Gaststudent besucht Sereda jetzt Kurse und arbeitet an eigenen Projekten. Ob er einen festen Studierendenstatus erhalte, sei allerdings noch unklar. Zum Unigeschehen kam nun eine weitere Beschäftigung hinzu, für die er seine Energie nutzen kann: Zusammen mit Ania Kolyszko kuratiert er die Ausstellung „Theater of Hopes and Expectations“, die ab Freitag im Volksgarten zu sehen ist. Initiiert durch die Kunstkommission und mithilfe einer Förderung der Stadt Düsseldorf und der Kunststiftung NRW wird ukrainischen Kunstschaffenden damit eine Plattform gegeben. In seiner leitenden Rolle wird Sereda mit diesem Projekt seine ganze Kraft nutzen können, um seine Heimat zu unterstützen.

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