Kritiker zweifeln an Echtheit Zweite Mona Lisa von da Vinci enthüllt

Genf · Leonardo da Vinci hat seine Mona Lisa einer Schweizer Stiftung zufolge offenbar zwei Mal gemalt - im Abstand von zehn Jahren. Die Mona Lisa Stiftung enthüllte am Donnerstag in Genf ein Gemälde, das dem Kunstwerk im Pariser Louvre zum Verwechseln ähnlich sieht und eine Frau zeigt, die die junge Mona Lisa sein könnte. Kunstexperten bezweifelten indes, dass da Vinci das Werk in exakt gleicher Anordnung zwei Mal anfertigte.

 Laut einer Schweizer Stiftung soll Leonardo da Vinci auch diese Mona Lisa gemalt haben.

Laut einer Schweizer Stiftung soll Leonardo da Vinci auch diese Mona Lisa gemalt haben.

Foto: dpa, Yannick Bailly

Es gebe "historische Belege" dafür, dass der italienische Maler ein frühes Porträt von Mona Lisa unvollendet gelassen habe, erklärte die Stiftung. Sie sammelte nach eigenen Angaben "historische, vergleichende und wissenschaftliche Beweise" dafür, dass es schon immer zwei Versionen der Mona Lisa gegeben habe und da Vinci beide gemalt habe. In einem ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Buch sind die Belege demnach auf 320 Seiten zu lesen.

"Verblüffende Ähnlichkeiten"

Joe Mullins, ein beim FBI ausgebildeter Kriminaltechniker, sagte in Genf, für ihn seien die Mona Lisa im Louvre sowie die Frau auf dem früheren Gemälde "ein und dieselbe Person zu verschiedenen Zeitpunkten ihres Lebens". Er digitalisierte demnach das Bild im Louvre und wandelte das Gemälde in ein Foto um. Mit speziellen Techniken verjüngte er die Mona Lisa und verglich sie mit dem früheren Bild. "Alles passte perfekt", sagte er.

John Asmus, Physiker an der Universität von Kalifornien, sprach von "verblüffenden Ähnlichkeiten" beider Gemälde, besonders hinsichtlich der Formen von Gesicht und Dekolleté. Der Direktor des Leonardo da Vinci Museums in Italien, Alessandro Vezzosi, bezeichnete die von der Schweizer Stiftung aufgestellte These als "faszinierende Möglichkeit". Gleichwohl seien die Bilder nicht von "derselben Qualität".

Experten zweifeln

Mehrere Experten hegten indes Zweifel daran, dass da Vinci die Mona Lisa tatsächlich zwei Mal malte. So stimmten etwa feine Details an ihren Haaren und ihrer Kleidung sowie die Struktur ihrer Hände nicht überein, sagte der Kunsthistoriker Martin Kemp von der Universität Oxford. Die "frühere Mona Lisa" weise nicht die für da Vinci typischen Charakteristiken auf, schrieb er AFP in einer E-Mail. Das Pariser Louvre wollte sich zu der angeblichen "früheren Mona Lisa" nicht äußern.

Das Bild gehört derzeit einem internationalen Konsortium, das anonym bleiben will. Die Gruppe hatte das Bild 2003 aus dem Erbe von Elisabeth Meyer, der Partnerin des Kunstsammlers Henry Pulitzer, gekauft. Dieser war wiederum ein entfernter Cousin von Joseph Pulitzer, dem Namensgeber des Preises. Henry Pulitzer hatte das Gemälde 1962 erstanden und anschließend rund 40 Jahre lang in einem Safe aufbewahrt. Der geschätzte Wert des Bildes ist angesichts noch laufender Untersuchungen zur Verbindung zu da Vinci unklar.

(AFP)
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