Bayreuth Zwei Töchter für Richard

Bayreuth (RP). Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier werden ihren Vater Wolfgang Wagner in der Leitung der Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele beerben. Das entschied der Stiftungsrat gestern schnell. Es gab keine Gegenstimme und nur zwei Enthaltungen.

Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier übernehmen Bayreuth
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Es war wie in einem der Werke des Meisters — ein langer Weg, verschlungen, entbehrungsreich, mit Fallen und Listen, Aggressionen und Enttäuschungen. Aber am Ende hat sich die Konsequenz durchgesetzt, die auch beim alten Richard und seinen Mythen oft die entscheidende Rolle spielt: Katharina Wagner (30) und Eva Wagner-Pasquier (63) leiten künftig gemeinsam die Festspiele in Bayreuth. Das hat der Stiftungsrat kurz und schmerzlos entschieden; es gab keine Gegenstimme, nur zwei Enthaltungen.

Diese Entscheidung war zu erwarten gewesen — und so, wie es ist, ist es nicht verkehrt. Es ähnelt dem Finale der "Meistersinger". Die Zukunft geht an die jungen Leut', aber sie haben sich der Pflege der Tradition zu befleißigen. Die bösen Nicker aber, hier die stetig zeternde, mäkelnde Nike (63), gehen leer aus.

Nike Wagner hatte das Rennen noch einmal spannend gemacht, als sie vergangene Woche den belgischen Opernmacher Gerard Mortier aus dem Hut zauberte und mit ihm die Pläne für eine zweite Bespielung des Festspielhauses zu Pfingsten und für Meisterklassen vorlegte. Außerdem wollte sie die Frühwerke ihres Urgroßvaters ("Rienzi", "Liebesmahl der Apostel", "Die Feen") in Angriff nehmen. Katharina und Eva verfochten eher traditionelle Gedanken.

Die Halbschwestern Katharina und Eva, Töchter Wolfgang Wagners, können die Leitung also mit starkem Rückenwind angehen. Interessant ist, dass sich der Wieland-Stamm der Familie, dem auch Nike angehört, nicht zur Abstimmung bereit erklärte. Vermutlich war die Sache vorab so klar gewesen, dass er sich keinerlei Blöße geben wollte.

Nike Wagner sprach in einer ersten Erklärung von einer "befremdlichen Prozedur". Sie sei traurig über den Ausgang des Verfahrens, habe aber auch die Hoffnung, "dass meine Cousinen die Anregungen von Gerard Mortier und mir aufgreifen. Ich wünsche ihnen dabei viel Erfolg". Mit den beiden Urenkelinnen Richard Wagners sollen jetzt Vertragsverhandlungen aufgenommen werden. Anders als noch bei ihrem Vater wird es keinen Vertrag auf Lebenszeit mehr geben. Gleichzeitig gehen die bisher von Wolfgang Wagner gehaltenen Gesellschafteranteile der Bayreuther Festspiele GmbH zu gleichen Teilen an den Stiftungsrat über, in dem unter anderem der Bund, der Freistaat Bayern, die Stadt Bayreuth und ein privater Förderkreis vertreten sind.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) lobte die Entscheidung des Stiftungsrats der Richard-Wagner-Stiftung. Mit dem Votum habe der Stiftungsrat nach Prüfung aller vorliegenden Konzepte eine personell wie inhaltlich tragfähige Entscheidung getroffen, die er sehr begrüße, sagte Neumann in Berlin. Dass sich das Gremium mit überwältigender Mehrheit für diese Tandemlösung entschieden habe, stärke die Festspiele für die anstehenden Zukunftsaufgaben.

"Es wird jetzt darauf ankommen, das Konzept so umzusetzen, dass das berühmteste Opernfestival der Welt seiner Vorbildrolle als Schrittmacher und Leitstätte der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Werk Richard Wagners, seiner Tradition und seinem internationalen Ruf auch weiterhin gerecht wird", betonte Neumann. Die Bundesregierung werde auch in Zukunft zu ihrer Verpflichtung stehen, die Festspiele zu fördern. Wolfgang Wagner gebühre für seine Leistung in den vergangenen Jahrzehnten großer Dank.

Bayerns Kunstminister Goppel (CSU) begrüßte die Entscheidung ebenfalls. Es handle sich um eine "wichtige Weichenstellung, um die Festspiele in die Zukunft zu führen", sagte er in München. Die Entwicklung der Festspiele sei "auf einem guten Weg". Goppel betonte, er erwarte einen zügigen Abschluss der Vertragsgespräche.

(RPMANTEL)
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