Last-Minute-Tipp für Berlin Wenn Helmut Newton Paparazzi spielt

Berlin (RPO). Fotografen machen Jagd auf Prominente, seitdem es Kameras gibt. Es geht um das eine Bild, den einen Moment. Eine gute Aufnahme kann ein Vermögen wert sein. Eine Ausstellung in Berlin widmet sich nun der Geschichte der Paparazzi-Fotografie. Sie zeigt - nur noch bis Mitte November - einen gähnenden Frank Sinatra oder eine nackte Romy Schneider auf ihrem Boot bei St. Tropez.

Plagegeister der Stars: Die Hollywood-Paparazzi
28 Bilder

Plagegeister der Stars: Die Hollywood-Paparazzi

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Initiator der Ausstellung ist die Helmut-Newton-Stiftung. Der große Fotograf hat sich von der Arbeit der Paparazzi faszinieren lassen, seitdem er den Film "La Dolce Vita" von Federico Fellini gesehen hatte. 1970 reiste er nach Rom, um dort mit den sensationslüsternen Pressefotografen zu arbeiten. Newton inszenierte Bilder, auf denen die Paparazzi Modelle statt Prominente ablichteten - und wurde dabei wiederum selbst von Fotografen belagert.

Ausgehend von Newtons Faszination für die Paparazzi zeigt die Helmut-Newton-Stiftung in Berlin ab Freitag die Ausstellung "Pigozzi and the Paparazzi". Laut Kurator Matthias Harder ist dies die erste Ausstellung zu dem Thema in Deutschland.

Gezeigt werden rund 350 Schwarz-Weiß-Fotografien aus Galerien, Sammlungen, Archiven und von den Familien der Paparazzi. Die einst für Zeitschriften geschossenen Fotos stammen aus den 30er bis 70er Jahren und sind von Erich Salomon (1886-1944), Weegee (1899-1968), Tazio Secchiaroli (1925-1998), Edward Quinn (1920-1997), dem 1931 geborenen US-Fotografen Ron Galella sowie dem vor allem an der Cote d'Azur mit großem Teleobjektiv lauernden Daniel Angeli.

Romy nackt

Angelis Schnappschüsse zeigen zum Beispiel einen herzhaft gähnenden Frank Sinatra am Strand, einen schlafenden Keith Richards bei der Hochzeit von Mick und Bianca Jagger oder Romy Schneider nackt auf ihrem Boot in St. Tropez. Häufig auf den Auslöser drückten die Paparazzi auch bei Sophia Loren, Grace Kelly, Brigitte Bardot, Jackie Onassis und Liz Taylor.

Die meisten Paparazzi trieben sich früher übrigens nicht in Los Angeles, sondern in Rom und an der französischen Mittelmeerküste herum. Auch damals bedeuteten die Aufnahmen schon ein lukratives Geschäft für die Macher. Fünf- oder sogar sechsstellige Beträge waren pro Foto zu erzielen.

Keine aktuellen Fotos

Aktuelle Fotos hat Kurator Harder bewusst ausgeklammert: Heute sei die Arbeit der Paparazzi "teilweise sehr geschmacklos", sagt er. "Die Methoden waren damals nicht so hart wie heute." Die Schau wolle die heutigen Paparazzi "nicht noch nobilitieren". Die alten Aufnahmen sind für ihn dagegen amüsante Geschichten voller "Überraschung und Bildwitz", auf die man "mit Wohlwollen" blicken könne.

Mit offenen Armen empfangen wurden die Paparazzi aber auch damals nicht: "Galella hat manche Leute ziemlich genervt - und teilweise die Folgen spüren müssen", sagt Harder. Marlon Brando beispielsweise hat dem Fotografen mal den Kiefer gebrochen und fünf Zähne ausgeschlagen. Danach habe sich Galella Brando nur noch mit American-Football-Helm genähert. Auch andere Promis sind auf den Paparazzi-Bildern demonstrativ in Abwehrhaltung zu sehen.

Hoher Einsatz

Die Schau illustriert auch die Geschichte der Prominentenfotografie: Zu den Pionieren gehörte der deutsche Bildjournalist Salomon. Der ausgebildete Jurist fotografierte vermutlich als erster heimlich in Gerichten. Eines seiner berühmtesten Bilder, das auch in der Ausstellung zu sehen ist, entstand 1931 im französischen Außenministerium, als der damalige Außenminister Aristide Briand Salomon mit der Kamera hinter einem Vorhang versteckt ertappte.

Mit ähnlich hohem Einsatz arbeitete der österreichisch-ungarische Fotograf Weegee in den USA: Er hörte den Polizeifunk ab und fotografierte Mordopfer, brennende Häuser und andere Katastrophen, noch bevor die Beamten am Tatort waren.

Der Titel der Ausstellung geht übrigens zurück auf den 1952 geborenen italienischen Sammler, Geschäftsmann und Fotografen Jean Pigozzi. Dieser hat aufgrund seines gesellschaftlichen Standes ganz offiziell Zugang zu der Welt der Reichen und Schönen - und ist daher immer dort, wo die Paparazzi liebend gern auch wären. Pigozzi lässt sich auf rauschenden Partys gern zusammen mit den Promis ablichten, so dass die Aufnahmen stark an Fan-Fotos per Selbstauslöser erinnern.

(afp)
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