Die Methode, mit der der Fotograf Martin Schoeller seit über 20 Jahren Menschen porträtiert, ist ungemein wirkungsvoll. Seine Fotos sind Nahaufnahmen mit einem geringen Schärfebereich, der exakt auf dem Gesicht liegt. Das Gesicht als Ausdruck der Seele, den Spuren eines Lebens – kaum mehr spielt darin eine Rolle. Zum 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz stellt er jetzt 75 Porträts von Holocaust-Überlebenden in der Mischanlage der Zeche Zollverein in Essen aus. Die Betrachtung der Schau „Survivors – Faces of Life after the Holocaust“ ist ein intensives Erlebnis, das (hoffentlich) Prozesse des Nachdenkens anregt über die menschliche Fähigkeit zu schrecklichen Gräueltaten, aber auch ihre Fähigkeit zu Lernen, aus großer Schuld eine angemessene Erinnerungskultur erwachsen zu lassen – und auf Seiten der Opfer: loszulassen, irgendwie vergeben zu können. Bundeskanzlerin Angela Merkel und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet eröffnen die Schau am Dienstag.