Nibelungen-Festspiele in Worms eröffnet Starreigen bei Premiere von "Jud Süß"

Worms · Mit der Uraufführung des Stücks "Die Geschichte des Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß" sind am Samstagabend die Wormser Nibelungen-Festspiele eröffnet worden. Zur Premiere kamen Stars wie Nova Meierhenrich, Heinz Hoenig, Ottfried Fischer, auf der Bühne standen Anouschka Renzi, Rufus Beck und Felicitas Woll.

Wedel inszeniert "Jud Süß" in Worms
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Wedel inszeniert "Jud Süß" in Worms

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Im zehnten Jubiläumsjahr der Festspiele bringen Festspielleiter Dieter Wedel und der israelische Dramatiker Jehoschua Sobol die wahre Geschichte des jüdischen Finanziers Joseph Süß Oppenheimer auf die Bühne, der im 18. Jahrhundert Opfer eines Justizskandals wurde.

"Jud Süß" steht für den antisemitischen Hetzfilm schlechthin, doch mit der historischen Figur des Joseph Süß Oppenheimer hat das judenfeindliche Machwerk von Veit Harlan nichts zu tun. Die wahre Geschichte des jüdischen Finanzrats, der im 18. Jahrhundert Opfer eines Justizskandals wurde, wird mit großem Staraufgebot bei den diesjährigen Nibelungen-Festspielen in Worms erzählt.

Das Stück "Die Geschichte des Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß" stammt aus der Feder des israelischen Dramatikers Jehoschua Sobol und des Festspielintendanten und Regisseurs Dieter Wedel. Bei der Uraufführung am Samstagabend wurde das Bühnendrama mit Standing Ovations gefeiert.

Joseph Süß Oppenheimer (Rufus Beck) setzt alles daran, den neuen württembergischen Herzog Karl Alexander (Jürgen Tarrach) kennenzulernen. Von ihm erhofft sich Oppenheimer, der als Kind ein Pogrom miterlebt hat, eine sichere Existenz am Stuttgarter Hof. Der jüdische Finanzexperte und der Herzog werden schnell Freunde, und Karl Alexander macht Oppenheimer schließlich zu seinem Finanzrat.

Oppenheimer setzt zahlreiche Neuerungen im Staats- und Finanzwesen durch. Er sorgt unter anderem dafür, dass auch der Landadel und die Großgrundbesitzer Steuern zahlen müssen. Seine revolutionären Ideen füllen zwar die leere Staatskasse, doch der Finanzrat macht sich damit auch immer mehr Feinde, die sich zusammenschließen. Geführt von General Speckenschwardt (Walter Plathe) und dem hitzigen Landwirt Sturm (André Eisermann), tüfteln sie Pläne aus, Oppenheimer zu beseitigen.

Auch beim Volk wird der Finanzrat immer unbeliebter. Sie müssen immer mehr Abgaben zahlen, weil der Landadel ihnen auch noch die eigene Steuerlast aufbürdet. Als die Tochter eines Pächters getötet wird, lenken die Feinde Oppenheimers den Verdacht auf einen Juden und schüren damit die antisemitische Stimmung im Land. Der Finanzrat selbst merkt kaum etwas von den dunklen Wolken, die sich am Horizont zusammenbrauen. Er genießt das schöne Leben und turtelt mit Frauen wie der Herzogin Marie-Auguste (Teresa Weißbach) und der Schankmagd Luzie (Felicitas Woll).

Doch dann stirbt Herzog Karl Alexander, und Oppenheimer steht plötzlich allein da. Er wird verhaftet und sein gesamtes Vermögen beschlagnahmt. Aus dem geheimen Finanzrat Joseph Süß Oppenheimer, der für seine erfolgreiche Beratertätigkeit nie ein Honorar bekam, wird vor Gericht "Jud Süß", der falsche und geldgierige Jude. Kein einziger Anklagepunkt kann je bewiesen werden, doch das aufgehetzte Volk fordert Oppenheimers Tod. Im Februar 1738 wird er in Stuttgart gehängt.

Das Stück basiert auf historischen Fakten und Erkenntnissen. Sobol und Wedel griffen dafür unter anderem auf Gerichtsakten über den Prozess gegen Oppenheimer zurück. Auch Motive aus dem Roman "Jud Süß" von Lion Feuchtwanger und aus einem Drama von Paul Kornfeld wurden benutzt. Das Drama "Die Geschichte des Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß" wird noch bis zum 10. Juli jeden Abend vor dem Wormser Kaiserdom aufgeführt.

Das Stück "Die Geschichte des Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß" wird bis 10. Juli insgesamt 16 Mal vor dem Wormser Kaiserdom aufgeführt, Regie führt Dieter Wedel. Die Hauptrolle hat Rufus Beck übernommen, in weiteren Rollen sind Felicitas Woll, Anouschka Renzi, Jürgen Tarrach, Manfred Zapatka und Walter Plathe zu erleben.

(DAPD/felt)
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