Kauziger Architekt Schräg: Frank O. Gehry wird 80

Düsseldorf (RP). Er gilt als kauzig. Man wäre auch enttäuscht, wenn in seiner Architektur so gar nichts von seinem Charakter steckte. Schließlich wurde er bekannt durch ein Haus, das er 1978 für sich selbst erbaute – mit Sperrholz, Wellblech und Maschendraht. Am Samstag wird der aus Kanada stammende Amerikaner Frank O. Gehry 80.

2004: Neuer Zollhof im Düsseldorfer Hafen.
10 Bilder

2004: Neuer Zollhof im Düsseldorfer Hafen.

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Foto: Stadt Düsseldorf

Düsseldorf (RP). Er gilt als kauzig. Man wäre auch enttäuscht, wenn in seiner Architektur so gar nichts von seinem Charakter steckte. Schließlich wurde er bekannt durch ein Haus, das er 1978 für sich selbst erbaute — mit Sperrholz, Wellblech und Maschendraht. Am Samstag wird der aus Kanada stammende Amerikaner Frank O. Gehry 80.

Stilistisch hat er sich zum Edel-Kauz fortentwickelt. Denn das Schräge der siebziger Jahre, wozu auch eine Kollektion Stühle aus Wellpappe zählte, ist längst einer wenn auch widerborstigen Eleganz gewichen, und einen hochtrabenden Begriff gibt es für diesen Stil ebenfalls: Dekonstruktivismus. Gehry befreite die Architektur aus ihrer Strenge ins Spielerische und ließ Gebäude scheinbar schunkeln — wie er es mit den sogenannten Gehry-Bauten im Düsseldorfer Medienhafen vorführte. Damit hatte er Wirklichkeit werden lassen, wovon die russischen Avantgardisten vom Beginn des vorigen Jahrhunderts nur träumen konnten: eine dynamische, über den jahrhundertelang gepflegten rechten Winkel sich hinwegsetzende Architektur, die kühne Form mit Funktionalität verbindet.

Als Frank O. Gehrys Düsseldorfer Bauten 1999 vollendet waren, wirkten sie schon deshalb wie ein Befreiungsschlag, weil sie der überwiegend langweiligen neueren Architektur in Deutschland — einem Produkt auch zahlloser einschnürender Bauvorschriften — einen heiteren Augenschmaus entgegensetzten. Wo hätte man das schon erlebt: einen architektonischen Organismus, dessen gewundene Außenhaut aus gefalztem Edelstahl besteht; Fenster, die frech aus der Fassade ragen; Räume mit gerundeten Wänden, die sich angenehm von den hinlänglich bekannten konfektionierten Büros unterscheiden.

Die scheinbare Leichtigkeit dieser wehenden Wände war allerdings das Ergebnis mathematischer, rechnergestützter Mühen, und Zerstörung zeigt sich darin, wenn überhaupt, nur von einer anmutigen Seite. Bereits zuvor hatte sich Gehry mit dem Vitra Design Museum in Weil am Rhein und vor allem mit dem Guggenheim-Museum in Bilbao einen Namen gemacht. Später kam als dessen kleiner Ableger das Museum Marta in Herford hinzu.

Derzeit baut Gehry in New York, und auch für Abu Dhabi, wo jeder begehrte Architekt heutzutage seine Visitenkarte hinterlegt, hat er sich etwas einfallen lassen. Letztlich vollendet er einen Traum, den schon die avantgardistischen russischen Architekten der 1920er Jahre hatten, den sie aber aus technischen wie aus politischen Gründen nicht verwirklichen konnten: den Traum von einer Architektur, die zu tanzen beginnt.

(RP)
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