Podiumsdiskussion zur „Freiheit der Künste“ Israelische Botschaft kritisiert Ruhrtriennale

Bochum · Die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion bei dem Kulturfestival stehen in der Kritik. Nach der Ein-, Aus- und erneuten Einladung der umstrittenen Band Young Fathers will Ruhrtriennale-Intendantin Carp nun über die „Freiheit der Künste“ diskutieren.

 Ruhrtriennale-Intendantin Stefanie Carp.

Ruhrtriennale-Intendantin Stefanie Carp.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Für die Ruhrtriennale wollte sie ein herausragendes Programm aufstellen, doch bislang sind vor allem ihre eigenen Auftritte bemerkenswert. Am Mittwoch einmal mehr, als Intendantin Stefanie Carp in der Bochumer Jahrhunderthalle einen Ausblick auf das in einer Woche beginnende, größte Kulturfestival Nordrhein-Westfalens gab.

Knapp eine Dreiviertelstunde sprach Carp, stellte Künstler und Projekte vor, etwa Christoph Marthalers Mammutproduktion „Universe, Incomplete“, die in Bochum zur Uraufführung kommen soll. Nur über das Thema, das wie ein Schatten über der diesjährigen Ruhrtriennale liegt, wollte Carp am liebsten gar nicht sprechen. Bis zuletzt verlor sie bei ihrer Programmvorstellung kein Wort zur Diskussion um ihren Umgang mit der als antisemitisch kritisierten Israel-Boykott-Bewegung BDS und der Band Young Fathers, die BDS unterstützt.

Carp hatte die Band ein-, aus- und erneut eingeladen, die Young Fathers sagten dann allerdings ab; Stefanie Carp machte während der gesamten Debatte eine schlechte Figur. Anstelle des Konzerts soll es nun jedenfalls eine Diskussion zur „Freiheit der Künste“ geben. Auf dem Podium: NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen, Komponist Elliott Sharp, Choreograph Alain Platel, der Chef der Festival-Förderer Michael Vesper sowie Stefanie Carp. Der aus Bochum stammende Ex-Bundestagspräsident Norbert Lammert soll moderieren, für Carp schien das Thema damit erledigt.

Erst auf Nachfrage sagte die Intendantin etwas zur Zusammensetzung des Podiums. „Ewig lange“ habe man daran gearbeitet und sich letztlich entschieden, Menschen einzuladen, „die unmittelbar mit der Ruhrtriennale zu tun haben“. So kommt es, dass in Sharp und Platel nun zwei BDS-Unterstützern die Bühne bereitet wird, jedoch keinem Kritiker – sieht man von Pfeiffer-Poensgen ab, die Carp mehrmals attackierte

Viel mehr kam von Carp dann auch nicht. „Jetzt spricht die Kunst“, wiegelte sie ab. Weitere Nachfragen verbat sie sich.

Dennoch blieb die Podiumsdiskussion, die am 18. August in Bochum stattfinden soll, am Mittwoch nicht unkommentiert. Die Landesverbände der Jüdischen Gemeinden in NRW kritisierten Intendantin Carp, „die jüdische Stimme nicht zu Wort kommen zu lassen“.

Aus der israelischen Botschaft in Berlin – die nach eigenen Angaben ebenfalls zu der Diskussion eingeladen worden war, aber ablehnte – hieß es, man unterstütze zwar die Idee, verschiedene Friedenskonzepte, Ansätze und Wege zu diskutieren, auch mit Menschen, deren Meinung man nicht teile. „Wir werden jedoch nicht das Existenzrecht Israels diskutieren“, sagte eine Sprecherin. BDS aber ziele auf den Staat Israel als Ganzes und sein Recht auf Existenz als jüdischer Staat ab.

Enttäuscht sei man darüber, „dass der BDS und seine Vertreter hier wieder eine Bühne und damit eine falsche Legitimität erhalten, insbesondere wenn die Bühne von einer staatlich geförderten Veranstaltung zur Verfügung gestellt wird“. Unterstützt wird die Ruhrtriennale größtenteils durch das Land, auch die Kulturstiftung des Bundes ist an zwei Projekten beteiligt.

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