Präsidentensohn Hunter Biden stellt Kunst in New York aus

New York · „The Journey Home“ heißt die erste Ausstellung von Joe Bidens Sohn Hunter. Dort zeigt er abstrakte Kunst. Surreal aber ist vor allem der Besuch in der Galerie.

 Bilder des Präsidentensohns Hunter Biden hängen in der Ausstellung „The Journey Home“ in der Georges Berges Gallery in New York.

Bilder des Präsidentensohns Hunter Biden hängen in der Ausstellung „The Journey Home“ in der Georges Berges Gallery in New York.

Foto: dpa/-

Vor der gründlich geputzten Fensterfront in SoHo stellt man sich unweigerlich eine Frage, die in New York sonst eher vor U-Bahnfahrten im Pendlerverkehr aufkommt: Schaff ichs rein? Die blaugrau umrahmte Tür der Galerie ist verschlossen. Dahinter: Mehr als zwei Dutzend Gemälde. Hunter Bidens erste Ausstellung. Ja, DER Hunter Biden. Präsidentensohn, Donald Trumps Sündenbock und seit dem US-Wahlkampf Feindbild der amerikanischen Rechten.

Ein Mann öffnet die Tür der Georges Bergès Gallery nur einen Spalt, doch weit genug, dass eine ungeahnte Anspannung auf den Manhattaner Gehweg strahlt. Kein offenes amerikanisches Lächeln, keine einladende Geste. Ausstellung nur mit Termin, meint er und verzieht keine Miene. Die „New York Times“ schrieb, dies sei Vorsicht. Es gebe Morddrohungen gegen die Angestellten wegen Biden. Eine Pressekarte wird gezeigt, drinnen wird diskutiert und die Tür schließlich etwas weiter aufgestoßen: „Du willst nur schauen, stellst aber keine Fragen, ok?“

 Präsidentensohn Hunter Biden (Archivfoto).

Präsidentensohn Hunter Biden (Archivfoto).

Foto: dpa/Nick Wass

Drinnen ist die Galerie mit dem dunklen Holzfußboden ziemlich verwaist. Keine Besucherin und kein Besucher sind da, um keine Fragen über Hunter Bidens Kunst zu stellen. Ein paar Mitarbeiter taxieren dafür jeden Schritt des Gastes. Der Mann von der Tür - er stellte sich als „Freund der Galerie“ vor - folgt wie ein etwas zu auffälliger Ladendetektiv.

„The Journey Home“ - Die Reise nach Hause - hat Hunter Biden seine Ausstellung genannt und sie zu einer Fahrt in sein Innerstes gemacht. An der Wand prangt ein Zitat des US-Gelehrten Joseph Campbell: „Als wir gedacht hatten, nach außen zu reisen, kamen wir zum Mittelpunkt unserer eigenen Existenz; wo wir dachten, allein zu sein, werden wir mit der ganzen Welt sein.“

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Es wirkt ehrlich und emotional, was der 51-jährige Biden in New York der Öffentlichkeit präsentiert. Es ist sicher mehr als das Werk eines Amateurs, urteilt die „New York Times“, die vor allem die psychedelischen Blumen-Arrangements als „hübsch“ empfindet. Doch die Zeitung meint auch, dass die Ausstellung niemanden vor Neid erblassen lassen muss. Von Donnerstag bis Sonntag ist sie für die Öffentlichkeit zugänglich.

Bidens abstrakte Kunst arbeitet manchmal mit Punkten, Tupfern und Sprenkeln. Sie erschafft Mosaike, die an von Kanälen durchzogene Städte erinnern, an anderer Stelle an von Wurzeln durchwachsene Erdböden. Einige Bilder basieren auf Fotos, die eine Grundlage für die gemalten Fantasien Bidens bilden (zu denen auffallend oft Schlangen gehören).

Mit „RH Biden“, Robert Hunter Biden, sind die meisten Werke signiert. Seit dem vergangenen Jahr ein weltbekannter Name, nur halt nicht für Kunst. In der außer Kontrolle geratenen Wahlschlacht 2020 wurde der Sohn des damaligen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden zum Fixpunkt des Trump-Lagers. Hunters lukrativer Posten im Aufsichtsrat des ukrainischen Gaskonzerns Burisma - während sein Vater Vize unter Präsident Barack Obama war - brachte Biden in Erklärungsnot.

Trump spielte auch immer wieder auf Hunters Drogensucht an. Von dieser erzählte Biden auch in seiner kürzlich erschienenen Biografie. Den Totalabsturz vor einigen Jahren überstand er eigenen Aussagen zufolge auch deswegen, weil er sich der Malerei zuwandte.

In der Galerie werden die Versuche, der allgegenwärtigen Anspannung auf den Grund zu gehen, mit Nicht-Beachtung bestraft. Ein weiterer Mitarbeiter taucht auf. Man möchte ihn mit einem Charakter aus einer Hemingway-Geschichte vergleichen, wettergegerbtes Gesicht und zu weite Hosen. Was mit der Kunst nach der Ausstellung passiere. Gibt es schon potenzielle Käufer? „Keine gute Frage“, sagt er und wendet sich ab.

Ob der Künstler denn auch erscheinen werde? „Irgendwann schon, ja“, antwortet ein Anderer mit einer dickrandigen Brille, der der Besitzer sein soll. Was er nicht sagt: Schon einen Abend später, am Mittwoch, feierte Hunter Biden Medienberichten zufolge mit Dutzenden Leuten in den Räumen. Der Präsident war ganz offensichtlich nicht dabei.

(ahar/dpa)
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