Fotokunst So bunt können Schwarz-Weiß-Bilder sein

Der Fotograf Hans Lux dokumentierte den Geist der 1960er und 70er Jahre. Seine Bilder kann man nun auch online besichtigen.

 Dokument aus längst verwehter Zeit: Hans Lux (l.) mit einem Assistenten in den 1960er Jahren.

Dokument aus längst verwehter Zeit: Hans Lux (l.) mit einem Assistenten in den 1960er Jahren.

Foto: noir blanche Galerie für Fotografie/lux

Langsam, bedächtig und im rheinischen Singsang erzählt Hans Lux von den mondänen 1960er und 70er Jahre in Düsseldorf. Man hört ihm gerne zu, er hat viel zu berichten. Schließlich ist der 1942 geborenen Fotograf ein wandelndes Lexikon der Stadtgeschichte. 1965 hat er sich mit einem Fotostudio selbständig gemacht. Von Mode über Kosmetika bis hin zu Uhren und sogar Schrauben fotografierte er nahezu alles. In seinem Kopf ist alles bewahrt. Mit einem verschmitzten Lächeln erinnert sich Lux an längst vergangene Zeiten, als Zeitschriften noch „Die elegante Welt“ oder „Konstanze“ hießen, Fotografen ganz selbstverständlich für ein Shooting auf die Bahamas oder die Seychellen flogen und seine Assistenten die analogen Farbfilme noch zum Entwickeln ins Fotolabor bringen mussten.

Angefangen hat die Beschäftigung mit Kunst und Fotografie bereits in der Schulzeit am Leibniz-Gymnasium. „Heinz Mack war damals mein Kunstlehrer, der hatte einen Narren an mir gefressen“, sagt Hans Lux. So schickte der Zero-Künstler seinen Schüler zum Ausliefern von frühen Arbeiten zu Käufern. „Ich bin dann mit der K-Bahn nach Krefeld gefahren und habe dort bei der Sammlerfamilie Langen einen Mack abgegeben“, sagt Lux.

Nach einer Ausbildung in einem Labor folgte dann der Schritt in die Selbstständigkeit als Werbefotograf mit einem eigenen Studio und einem kleiner Dunkelkammer für die Entwicklung von Schwarz-Weiß-Filmen. „Damals gab es neben mir noch den Willi Gursky, Vater von Andreas, und den Charles Wilp, das war es dann aber auch schon“, erzählt der Fotograf.

Während der legendäre Charles Wilp, Erfinder der berühmten Afri Cola-Werbung („...im Afri Cola-Rausch“) und des Bonmots „Dazzeldorf“, aber immer abgedrehter wurde, blieb Lux ein hart arbeitender Werbefotograf. Sein eigenes Studio gab er in den 1990er Jahren aus gesundheitlichen Gründen schließlich auf.

Rund 70.000 Negative und weitere 7000 Polaroids umfasst das Lux’sche Archiv. Um die Aufarbeitung des Werkes kümmert sich seit einigen Jahren der Fotograf und Galerist Volker Marschall. Neben einer Ausstellung mit Fotografien aus mehr als 50 Jahren in seiner Galerie „Noir Blanche“ arbeitet Marschall auch an einem Fotobuch mit dem Titel „Without Words“. Darin zu sehen werden viele sehr zeitgeistige Werbefotos aus den 1960er und 70er Jahren sein.

Und einige Bilder mit Models, die später auf ganz andere Art berühmt werden sollten. Wie zum Beispiel der als Clyde Barrow verkleidete, ein Maschinengewehr locker im Anschlag haltende und finster dreinblickende Mario Ohoven. Oder das Bild eines jungen Mannes auf dessen Arm ein Greifvogel sitzt, am Handgelenk eine Armbanduhr des längst in Vergessenheit geratenen schwäbischen Uhrenherstellers Bifora. Einige Jahre später erlangte das ehemalige Uhrenmodell Ralf Hütter mit seiner Band Kraftwerk Weltruhm. „Ralf Hütter und Florian Schneider habe ich kennengelernt, weil meine Penthouse-Studio an die Wohnung von Paul Schneider-Esleben angrenzte“, sagt Hans Lux.

Eine besondere Begegnung, aus der eine lebenslange Freundschaft werden sollte, folgt für Lux in den frühen 1970er Jahren. „Ich hatte damals meinen Lotus Super 7 an den Galeristen Hans Mayer verkauft. Der stellte mir einen Künstler mit dem Spitznamen Sultan vor, und den hatte er verpasst bekommen, weil der immer weiße Overalls trug“ sagt Lux. Sofort waren sich Lux und der spätere Starfotograf sympathisch. Weltbekannt wurde der indes erst danach als Porträtist der Supermodels: Peter Lindbergh. „So wurde der Pit mein Assistent und lernte in den nächsten zwei Jahren das Fotogeschäft bei mir“, erzählt der Lehrmeister.

Damals hieß „der Pit“ mit Nachnamen allerdings noch Brodbeck. „Es gab einen anderen Fotografen in Düsseldorf, der auch Brodbeck hieß und in allen Laboren der Stadt Schulden hatte“, sagt Hans Lux. So machte die Änderung vom profanen und mit Schulden belasteten Namen Brodbeck in den weltmännischen und ein bisschen abenteuerlustigen Lindbergh gleich doppelt Sinn.

Nach nur zwei Jahren trennten sich die Wege der beiden dann, Lindbergh ging nach Paris. Freundschaftlich verbunden sind die Fotografen sich aber bis zum Tod Lindberghs im vergangenen Jahr geblieben. Und der große Starfotograf mit den niederrheinischen Wurzeln wurde nie müde, den Einfluss von Hans Lux auf seinen Lebensweg zu betonen.

„Der Peter hat auf einer Pressekonferenz mal gesagt, dass ich der Mann so, ohne den er nicht zur Fotografie gekommen sei“, sagt Hans Lux sichtlich stolz.

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