Stuttgart vierfach ausgezeichnet Opernhaus des Jahres steht in Köln

Köln · Gewinner und gleichzeitig Verlierer: Die Oper Köln ist Opernhaus des Jahres - wird in der jährlichen "Opernwelt"-Umfrage unter internationalen Kritikern aber auch als "Ärgernis des Jahres" bezeichnet. Grund zur Freude hat die Oper Stuttgart.

 Eric Laufenberg musste die Oper Köln zum Ende der Spielzeit verlassen.

Eric Laufenberg musste die Oper Köln zum Ende der Spielzeit verlassen.

Foto: dpa, Henning Kaiser

Das Opernhaus des Jahres steht in Köln - und ist gleichzeitig das größte Ärgernis der Saison, wie 50 internationale Opernkritiker in der jährlichen Umfrage der Zeitschrift "Opernwelt" mehrheitlich befanden.

Zwar wurde die Bühne für ihre Leistung unter Intendant Uwe Eric Laufenberg zum Sieger gewählt. Gleichzeitig ärgerten sich die professionellen Operngänger über die kulturpolitischen Querelen, die den künstlerischen Erfolg des Hauses überschatteten.

Laufenberg war wegen Etat-Streitigkeiten zunächst fristlos gekündigt worden. Zum Ende dieser Spielzeit verließ er die Bühne mit einem Auflösungsvertrag. Nachfolgerin wurde Laufenbergs bisherige Stellvertreterin Birgit Meyer.

Gleich vierfachen Grund zur Freude hat die Oper Stuttgart: Dort singt zum zweiten Mal in Folge der beste Chor. Der Stuttgarter Intendant Jossi Wieler und sein Chefdramaturg Sergio Morabito wurden außerdem zu den besten Regisseuren gewählt.

Ihre Inszenierung von Bellinis "La sonnambula" ist gleichzeitig die beste Aufführung des Jahres. Zur besten Nachwuchssängerin wurde die Sopranistin Ana Durlovski aus dem Stuttgarter Ensemble gekürt, wie aus der der Nachrichtenagentur dpa vorliegenden Umfrage hervorgeht.

Die Sängerin des Jahres, die 49-jährige schwedische Sopranistin Nina Stemme, startete ihre internationale Karriere im Ensemble der Kölner Oper. Zum Dirigenten des Jahres wählten die Opernkritiker Christian Thielemann, der in diesem Jahr von München an die Sächsische Staatskapelle Dresden wechselte.

Er überzeugte mit seiner Interpretation von Strauss' "Frau ohne Schatten" mit den Wiener Philharmonikern bei den Salzberger Festspielen. Das Orchester des Jahres ist das Bayerische Staatsorchester mit seinem scheidenden Chefdirigenten Kent Nagano.

Die Kostüme des Jahres stammen von Christian Schmidt, der an der Komischen Oper Berlin bei Janáceks "Das schlaue Füchslein" Menschen zeigte, die Tiere spielen, die Menschen spielen. Bühnenbildner des Jahres ist der auch als Regisseur und Kostümbildner tätige Russe Dmitri Tcherniakov für seine Arbeit an Rimsky-Korsakows "Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch" in Amsterdam und an Glinkas "Ruslan und Ludmila" im neu eröffneten Bolschoi Theater in Moskau.

Zur Wiederentdeckung des Jahres wählten die Opernkritiker Jaromir Weinbergers von der Dresdner Semperoper wiederbelebtes Werk "Schwanda, der Dudelsackpfeifer" - aufgeführt in der Regie von Axel Köhler. Der Titel Uraufführung des Jahres ging an Manfred Trojahns "Orest", der an der Nederlandse Opera in Amsterdam erstmals auf die Bühne kam.

Im vergangenen Jahr war der Titel "Opernhaus des Jahres" erstmals an eine Bühne außerhalb des deutschsprachigen Raums gegangen: Das Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel erhielt die Auszeichnung.

Das Jahrbuch Opernwelt mit den Ergebnissen der Kritikerumfrage ist ab 2. Oktober im Handel und kostet 24,80 Euro

Die Gewinner:

- Opernhaus des Jahres: Oper Köln unter der Leitung von Uwe Laufenberg

- Sänger oder Sängerin des Jahres: Nina Stemme

- Nachwuchssänger oder Nachwuchssängerin des Jahres: Ana Durlovski, Oper Stuttgart

- Chor des Jahres: Oper Stuttgart

- Dirigent des Jahres: Christian Thielemann

- Orchester des Jahres: Bayerisches Staatsorchester

- Regieleistung des Jahres: Jossi Wieler und Sergio Morabito für Bellinis "La sonnambula", Oper Stuttgart

- Aufführung des Jahres: Bellinis "La sonnambula", Oper Stuttgart

- Kostümbildner des Jahres: Christian Schmidt

- Bühnenbildner des Jahres: Dmitri Tcherniakov

- Uraufführung des Jahres: "Orest" von Manfred Trojahn

- Wiederentdeckung des Jahres: "Schwanda, der Dudelsackpfeifer" von Jaromir Weinberger, Semperoper Dresden

- Ärgernis des Jahres: Die Finanzstreitereien und kulturpolitischen Querelen um die Oper Köln

- CD des Jahres: Martha Mödl - The Portrait of a Legend

- Buch des Jahres: "Das Bastardbuch" von Hans Neuenfels

(lnw)
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