"Nude Portraits" Der Fotograf war nackt
Trevor Christensen macht Nacktfotos. Allerdings in etwas verdrehtem Sinne. Denn genau genommen macht Trevor Christensen nackt Fotos. In seinem radikalen Experiment testet er die Reaktionen seiner Modelle.
Vor knapp einer Woche erst hat Trevor Christensen das erste Bild seiner Serie "Nude Portraits" veröffentlicht. Darauf ist ein lachender Mann zu sehen, die Hand halb schützend vor die Augen gehalten, so als ob er nicht wirklich fassen kann, was er da sieht.
Warum er sich so verhält wird deutlich, wenn man über die Hintergründe der Fotosession weiß. Fotograf Trevor Christensen nämlich hat sich für die Aufnahmen extra seiner Kleidung entledigt und stand nackt wie Gott ihn schuf vor der Kamera.
Seine Motive erläutert er auf seiner Website: Christensen geht es um das Innenleben der Menschen, die vor seiner Kamera stehen. "Ich bemühe mich immer, eine ruhige, entspannte Atmosphäre herzustellen, damit sie sich ungezwungen vor der Kamera bewegen können", schreibt er. Doch das erwies sich oftmals als schwierig, seine Foto-Modelle waren angespannt und fühlten sich verletzlich.
Diese Erkenntnis trieb ihn um. Christensen konstatierte ein unvermeidliches Ungleichgewicht der Machtverhältnisse zwischen Fotograf und Fotografiertem, wie er erklärt. Um dies aufzubrechen entschied er sich für einen radikalen Versuchsansatz: Anstatt zu versuchen, den Menschen hinter der Kamera aus seiner Verletzlichkeit herauszuholen, versetzte sich Christensen in eine ganz ähnlich unangenehme Lage. Indem er sich für die Fotografien nackt macht, macht sich Christensen ebenso verletzlich.
Das Ergebnis seines Experiments zeigt aber nun ganz eigene und dazu höchst unterschiedliche Effekte: Von einer entspannten Atmosphäre sind die Shootings immer noch meilenweit entfernt. Dafür aber entsteht eine sehr viel stärkere Interaktion zwischen Fotograf und Objekt. Christensens "Porträts" zeigen, wie die Menschen auf seine Nacktheit reagieren. Die einen belustigt, die anderen beschämt. Das Schöne: Auch diese Bilder verraten viel über einen Menschen.
Ganz neu ist Christensens Idee freilich nicht. Bereits im Jahr 2008 versuchte sich der Italiener Pablo Chiereghin an einem ganzlichen Experiment, verstand das aber mehr als lustiges Event. Er nämlich stellte sich nackt hinter einen Vorhang und fotografierte die verblüfften Gesichter der Menschen, die gewagt hatten, einen Blick dahinter zu werfen.
Im Internet von 2014 haben seine Studien bereits großes Aufsehen erregt. Freilich stehen die "Nude Porträts" erst am Anfang. Sieben Vor einer Woche waren es erst vier Bilder, über das Wochenende wuchs die Anzahl auf sieben. Christensen hat sich vorgenommen, eine Serie von rund 150 Aufnahmen zu erstellen. Er ist noch auf der Suche nach Menschen, die ein Teil davon werden wollen. Wer mag kann ihn dazu über seine Website kontaktieren.
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