Ausstellung in der Langen Foundation Auf Expedition ins Innere der Welt

Neuss · „Controlled Burn“, also „Kontrollierte Verbrennung“, heißt die Ausstellung, die in der Langen Foundation eröffnet wurde. Der Künstler Julian Charrière zeigt in seinen Werken auf eindringliche Weise ökologische Probleme auf.

 Installationsansicht Ausstellung Julian Charrière Controlled Burn in der Langen Foundation ©the artist, VG Bild-Kunst, Bonn, Deutschland Fotos: Jens Ziehe

Installationsansicht Ausstellung Julian Charrière Controlled Burn in der Langen Foundation ©the artist, VG Bild-Kunst, Bonn, Deutschland Fotos: Jens Ziehe

Foto: Julian Charrière, VG Bild-Kunst, Bonn, Deutschland/Jens Ziehe/Photographie

Es ist so gut wie dunkel. Nur ein rotes Licht leuchtet von der Decke und lässt die Pflanzen, die dort am Boden wachsen glitzern. Wer diesen Ort betritt, bekommt eine Taschenlampe in die Hand gedrückt: Die Expedition kann beginnen. In einem unendlich verspiegelten Raum geht es vorbei an Schachtelhalmen, Palmfarnen und anderen Gewächsen aus dem Karbonzeitalter.

„Panchronic Garden“ heißt der wunderliche Urwald. Er ist eine Installation des französisch-schweizerischen Künstlers Julian Charrière, die er speziell für die Langen Foundation entworfen hat. Noch stellt er dort unter dem Titel „Controlled Burn“ aus - es ist seine bislang größte Einzelausstellung. Sie erzählt von dem Feuer, das einerseits Energie freisetzt, dem Boden Nährstoffe zufügt und andererseits auch Zerstörung bedeutet – es geht um den Klimawandel, Energiekrise und Umweltkatastrophen. Die Inspirationen für seine Werke sammelt Charrière auf Reisen, er besuchte Vulkane, radioaktiv belastetes Gelände, Gletscher oder Ölpalmenplantagen.

Palmöl ist es auch, das der Künstler in Lava-Lampen zähe Blasen werfen lässt, eine riesige Wasseruhr hat er dagegen mit Teer gefüllt – doch lohnt es nicht den zeitlichen Prozess zu beobachten. „Ein Tropfen braucht zehn Jahre bis er den Grund erreicht“, erklärt Charrière. Das titelgebende Werk der Ausstellung ist eine 32-minütige Multimediaarbeit, in der Feuerwerke über Tagebaugruben, stillgelegten Ölbohrinseln und verrostenden Kühltürmen implodieren. Ein anderes Video dokumentiert eine Performance, die er 2019 in Lugano abhielt. In einem Brunnen ließ Charrière sowohl Wasser als auch Flammen fließen – Schöpfung und Zerstörung an einem Ort. Die Ausstellung verbindet Wissenschaft und Kunst, schlägt immer wieder auch eine Brücke von der Vergangenheit – etwa in Form von tiefgefrorenen Pflanzen – in die Gegenwart und lässt düstere Zukunftsahnungen treffen. Der eigentliche Auftakt wird dazu schon vor dem Eingang gesetzt: Dort hat Charrière in schwarz gefärbtem Wasser nicht nur einige Solarpaneele angeordnet; er hat auch eine Anlage errichtet, die Tiere mit lautem Donner vor Gefahren warnen soll. Solche Vorrichtungen kommen tatsächlich an Gewässern in der Nähe des Tagebaus zum Einsatz, um Tiere davon abzuhalten verseuchtes Wasser zu trinken.

Der gesamte Rundgang durch „controlled burn“ wirkt wie ein bedrohlicher Traum, der einerseits zu faszinieren weiß, sich andererseits aber nicht völlig greifen lässt. Wie passend, dass Charrière auch eine Traummaschine gebaut hat – als Vorbild diente die „Dreammachine“ des britischen Schriftstellers Brion Gysins, der mit jener zylinderförmigen Flacker-Vorrichtung psychoaktive Wirkungen erzielen wollte. Bei Charrière jagen Lichtwellen durch einen mit Nebel gefüllten Raum, in dem die Aufnahmen von zwei aktiven Vulkanen zu hören sind. Besuchende sind dazu eingeladen sich auf den Boden zu legen – ein hartes Kissen aus behauener Kohle steht dafür bereit – die Augen zu schließen und den Gedanken freien Lauf zu lassen.

Info Noch bis zum bis zum 6. August 2023 ist „Controlled Burn“ in der Langen Foundation, Raketenstation Hombroich 1, jeweils dienstags bis donnerstags, von 10 bis 18 Uhr, zu sehen.

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