Ausstellung in Köln Landschaft im Sonnenschein

(RP). Liebermann, Corinth, Slevogt – über 90 Gemälde der drei großen deutschen Impressionisten sind ab heute im Kölner Wallraf-Richartz-Museum zu sehen: eine Einstimmung auf den Sommer. Die Bandbreite der Motive reicht vom Gartenlokal an der Havel bis zur Wüste in Libyen.

(RP). Liebermann, Corinth, Slevogt — über 90 Gemälde der drei großen deutschen Impressionisten sind ab heute im Kölner Wallraf-Richartz-Museum zu sehen: eine Einstimmung auf den Sommer. Die Bandbreite der Motive reicht vom Gartenlokal an der Havel bis zur Wüste in Libyen.

Bemisst man die Beliebtheit einer Kunstrichtung nach der Anzahl der Poster, auf denen ihre populärsten Werke verewigt sind, dann dürfte in Deutschland die Malerei des Impressionismus die Rangliste anführen: Monet, Renoir, in weiterem Sinne auch van Gogh. Die fleckig nebeneinandergesetzten, meist reinen Farben, die erst aus einiger Entfernung betrachtet ein vibrierendes Motiv ergeben, verstricken Augenmenschen nach wie vor in ihren Zauber.

Der deutsche Zweig dieser Art von Freiluftmalerei hat sich erst herausgebildet, als sich die Franzosen längst durchgesetzt hatten, doch haben auch die späten Deutschen noch ihre Bewunderer gefunden. Das Wallraf-Richartz-Museum in Köln bietet nun anhand von gut 90 Bildern die Gelegenheit, sich rechtzeitig zum Beginn der warmen Jahreszeit von der Helligkeit der Gemälde gefangen nehmen zu lassen und einzutauchen in eine Welt aus farblichem Wohlklang und der Erhabenheit landschaftlicher Weite.

Max Liebermann (1847—1935), Lovis Corinth (1858—1925) und Max Slevogt (1868—1932) bilden die Spitze des deutschen Impressionismus. In Köln sind ihre Werke in Themenkreisen locker, luftig, fast impressionistisch miteinander vereint. Die Farben der Natur beherrschen die Leinwände: Braun, Grün und Blau. Und sie ergänzen einander so harmonisch, dass manches Bild schon fast wie eine gegenstandslose Farbkomposition wirkt.

Landschaft ist dabei bloß die Folie, auf der sich Figuren und Dinge abzeichnen. Aus dem Wallraf-Richartz-Museum selbst stammt Liebermanns Gemälde "Die Rasenbleiche" von 1883: die kräftig grüne Darstellung eines mit Apfelbäumen bestandenen Bauerngartens, in dem zwei Mägde Wäsche bleichen.

Besonders gern malte Liebermann im eigenen Garten am Berliner Wannsee. Blumen blühen in pastos aufgetragenen Farben und steigern den Garten zu einem Experimentierfeld der Farbkomposition. Das helle, sonnenbeschienene "Gartenlokal an der Havel — Nikolskoe" von 1916 lässt kaum erahnen, dass es mitten im Ersten Weltkrieg entstand. Darauf deutet allenfalls ein ins Gespräch mit einer galanten Dame vertiefter Soldat am linken Bildrand hin. Das Einzige, was man in der Liebermann-Abteilung vermisst, ist ein Exemplar der berühmten Papageienbilder.

Lovis Corinth ist der heftigste unter den drei Malern, fast schon mehr Expressionist als Impressionist. Wie Liebermann reiste auch er von Motiv zu Motiv durch Europa. Seine Walchensee-Bilder wirken, als seien sie durch Pinselhiebe auf die Leinwand geschlagen worden, grob und ungestüm. Corinth suchte nicht nur die Natur, sondern verstand Landschaft auch schon als Stadtlandschaft. Sein Gemälde "Neubau in Monte Carlo" von 1914 ist eine farblich explodierende Großstadtszenerie, die sich etwa von Liebermanns lieblichen Wannsee-Bildern weit entfernt. Ein ausladendes "Walchensee-Panorama" (1924) in Grün und Blau krönt die vor Unruhe berstende Landschaftskunst des Lovis Corinth.

Auch Max Slevogt war weit herumgekommen, hielt auf einem Gemälde von 1914 sogar die libysche Wüste fest. Doch am liebsten blickte er von seinem Wohnsitz auf dem Hofgut Neukastel in die Pfalz hinab; auf Landhäuser, die in freundlichen Ockerfarben leuchten, und auf Menschen bei der Weinlese.

Zu den schönsten Bildern zählt die "Weinlaube auf Neukastel", Spiegel eines spätsommerlichen Sonnentags. Unter den rötlich rankenden Reben sitzen an einem Tisch mit der Mutter die beiden Kinder des Malers, impressionistisch verschwimmend mit der verschwenderischen Natur.

(RP)
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