Stimmen aus dem Kunstbetrieb Künstler und Museumschefs sagen, warum Andy Warhol aktuell bleibt
Susanne Gaensheimer, Kunstsammlung NRW:
“Andy Warhol ist einer der wichtigsten und visionärsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Seine Prophezeiung, "In the future, everyone will be world-famous for 15 minutes ”, die im Kontext der aufblühenden Mediengesellschaft der 1960er Jahre geboren wurde, könnte für unsere heutige Medienkultur nicht treffender sein. Kaum einer hat das Wesen des digitalen Zeitalters mit seinen Möglichkeiten, aber auch Konsequenzen im Wesen erfasst wie er. Instagram und Facebook wären seine Medien gewesen!“
Stefan Schneider, Musiker und Fotokünstler:
“Warum ich Andy Warhol auch heute noch relevant finde.
1. Sein Zeitempfinden. "Jeder Tag ist ein neuer Tag, da ich den Tag davor vergessen habe."
2. Seine künstlerischen Entscheidungen. "Ich male nur noch quadratische Bilder, damit ich nicht nachdenken muss, ob ich ein Hoch- oder Querformat mache.
3. Sein politisches Verständnis. "Ich habe Kommunismus nie verstanden. Im Kommunismus werden die Menschen gezwungen das gleiche zu tun. Im Kapitalismus machen die Menschen freiwillig das gleiche.“
Gregor Jansen, Kunsthalle:
“Andy Warhol war genial, weil er als Werber erkannte, wie die Massenmedien und die Unterhaltungsindustrie das gesamte Diskursfeld Kunst verändern werden. Warhol war Grafiker, Maler, Filmemacher, Theatermann, Musikproduzent und Zeitschriftenverleger, der Papst der Pop-Art, der Großvater der Punkbewegung, letztlich das exzentrische Idol der Reichen und Schönen. Warhol war aber eigentlich kein Künstler im klassischen Sinne, sondern agierte wie ein Produzent und Intendant, der Aufträge erteilt. Alles in und aus (s)einer Factory war Pop. Peter Weibel schrieb 2007: Es gelang ihm ... dass Kunst nun auswechselbar ist mit Lifestyle, Design, Glamour, Unterhaltung, Tratsch, Mode, Party.“ Wundervoll sind seine Zeichnungen, vor allem sein Frühwerk.“
Felix Krämer. Museum Kunstpalast:
„Weil Andy Warhol der Papst der Popkultur ist! Nie war die Beziehung von Kunst und Kommerz produktiver. Schnell, direkt, aber dennoch klug und hintersinnig! Influencer lange bevor es den Begriff überhaupt gab.“
Mischa Kuball: Künstler:
„Joseph Kettner, Kurator u Kunstgeschichtler bis zu seinem Tod 2018 am Emerson College in Boston, verlegte unter dem Titel ‚Image Machine Andy Warhol & Photographie’ 2012 eine wegweisende Publikation über den frühen Multimediakünstler Warhol - der nicht nur mit der Augenblicksphotographie (Polaroid) und dem Ewigkeitspathos (Siebdruck auf Leinwand) die Grenzen der Medien, sondern auch die Grenzen zwischen Privatem und Öffentlichem, dem Banalen und dem Bedeutsamen befragte - dabei war er selbst immer dabei, das Selbstsein wurde so zum Werk! Dabei versammelte er seine Lebenszeit in den ‚time capsules‘ - die meisten finden sich in der Warhol Foundation in Pittsburg - wer diese Boxen öffnen kann, erlebt das Wunder des Warhol’schen Alltags: Begegnungen mit seinen Bildermaschinen - erzeugen Bilder in unserem Kopf! Andy Warhol ist immer aktuell wenn er rezipiert wird - auch heute!“