Überwältigende Mehrheit Petzinka bleibt Rektor der Kunstakademie

Der 65 Jahre alte Architekt Karl-Heinz Petzinka wurde für weitere vier Jahre gewählt. Die Kunstakademie steht vor tiefgreifenden Änderungen. Mehr Digitalisierung und baulicher Expansionskurs: Werkstätten sollen neu gebaut werden.

 Karl-Heinz Petzinka.

Karl-Heinz Petzinka.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Corona hat der Kunst zugesetzt, vor allem den Nachwuchs in die Armut hineinkatapultiert. „Die Kunst hat auch ihre Stimme in der Gesellschaft verloren“, sagt Karl-Heinz Petzinka, der jetzt mit überragender Mehrheit zu seiner zweiten Amtsperiode als Rektor der Kunstakademie gewählt worden ist. Von Juli an wird der gebürtige Bocholter mit prosperierendem Studio für Baukunst in Düsseldorf (Stadttor, Staatskanzlei) weitere vier Jahre die Geschicke am Eiskellerberg leiten.

Der 65-jährige Architekt und Professor einer Baukunstklasse will das Künstlerische künftig noch stärker fördern, indem er dem Handwerklichen, dem Händischen und dem Machen neue Bedeutung verleiht. Seit Beuys´ Zeiten vor 60 Jahren wurde an die Werkstätten nicht mehr Hand angelegt, nun soll renoviert, professionalisiert und neu gebaut werden. Die Akademie vergrößert sich und erweitert den Campus mit Plätzen und Bauten rund um den Eiskellerberg. Das Akademiegebäude soll ein reines Atelierhaus werden, die Verwaltung wird ausziehen. Bis 2023 wird ein neuer (freundlicherer) Eingang fertiggestellt sein.

Auch die Eingeweide der Akademie und ihr Herz bekommen eine Kur verpasst. Fast alle Professorenstellen, 17 an der Zahl, sind inzwischen neu besetzt, nach Einschätzung des Rektors mit sehr guten Leuten. Es habe sich in den vergangenen Jahren ein stiller Generationswechsel vollzogen, sagt er, und dass nicht alle, die heute Stars sind, schon als Berühmte berufen wurden.

Das Haus benötigt Entschlackungsmaßnahmen, um es an das neue Kunsthochschulgesetz anzupassen. Und während einerseits die Kreativität und das Künstlerische im Fokus stehen, wird andererseits die Digitalisierung vorangetrieben. Jeder Studierende ist Teilnehmer eines zentralen Mail-Verteilers, so dass die interne Kommunikation schnell und demokratisch abläuft.

Durch die Auflagen der Pandemieverordnungen kam es in der Vergangenheit zu Reibereien zwischen einzelnen Professoren und dem Rektorat. Seit gestern ist die Akademie nun wieder geöffnet für alle Studierende, die genesen, getestet oder geimpft sind. Demnächst soll das Haus 24 Stunden an sieben Tagen der Woche wieder offen stehen dank eines digitalen Einlass- und Sicherungssystems.

Der mit einer Ärztin verheiratete Vater dreier erwachsener Kinder, der in der Stadt meist mit schwarzem Fahrrad unterwegs ist, ist ein Freund von Diversität. „Wir sind keine reine Malerschule und auch keine reine Bildhauerschule. Die interdisziplinäre Vielfalt ist unsere Stärke.“ Das soll bis zur 250-Jahr-Feier im Jahr 2023 noch sichtbarer werden.

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