Künstler Jonathan Meese "Bayreuth wird zu einem Poppelhannes-Haus"

Bayreuth · Der Künstler Jonathan Meese (46) wettert auch anderthalb Jahre nach seinem überraschenden Rauswurf gewohnt leidenschaftlich gegen die Bayreuther Festspiele. Die Wagner-Inszenierungen dort seien längst zum Unterhaltungsprogramm geworden.

 Erstes Brüll-Baby und Diener der K.U.N.S.T: Meese bei einem Auftritt.

Erstes Brüll-Baby und Diener der K.U.N.S.T: Meese bei einem Auftritt.

Foto: dpa

"Jetzt wird es wieder zu so einem Poppelhannes-Haus. So einem kleinen, blöden CSU-Schauspielhaus", sagte er im Interview der "Süddeutschen Zeitung". "Ich hätte dafür gesorgt, dass sich Bayreuth ausdehnt. Vielleicht so groß wie Deutschland, wie Europa, vielleicht so groß wie die Welt", sagte der Künstler.

Meese hätte eigentlich in diesem Jahr bei den Richard-Wagner-Festspielen den "Parsifal" inszenieren sollen. Doch die Festspielleitung setzte ihn im November 2014 vor die Tür. Sein Konzept sei zu teuer, so die offizielle Begründung. Meese bezeichnete dies wiederholt als Lüge. Vielmehr sei er Politikern und den "mittelmäßigen" Wagner-Verbänden zum Opfer gefallen, denen er das Interesse an echter Kunst abspricht.

Mythos WagnERZ

Für Meese sprang der Intendant des Hessischen Staatstheaters in Wiesbaden, Uwe Eric Laufenberg, ein. Sein "Parsifal" wird die Festspiele am 25. Juli eröffnen. "Was gerade in Bayreuth passiert, dass alles durchdemokratisiert werden soll, zum Unterhaltungsprogramm zurechtgestutzt werden soll, das hat mit der Allmacht der Kunst nichts zu tun", sagte Meese der "SZ".

Meese beschäftigt sich auch in seinen Bildern und Skulpturen seit Jahren mit dem Mythos Richard Wagner, den er WagnERZ nennt. Auf seinem Youtube-Channel lädt er seine Fans regelmäßig zur Werkschau ein.

Dabei wirbt er gebetsmühlenartig für seine Defintion von Kunst als Raum ohne Ideologie und Politik, in dem der Mensch wie ein Kind spielt und damit der künftigen Staatsform "K.U.N.S.T." zum Durchbruch verhilft. In dieser Utopie regiert die "Sachlage" Kunst und nicht der Mensch.

Meese arbeitet in seinen Bildern und Skulpturen inflationär mit radikalen Symbolen wie dem Hakenkreuz oder dem Eisernen Kreuz. Seine Begründung: Er will auch diese Zeichen von der Ideologie befreien und damit neutral und "salonfähig" für die Zukunft machen. Seine Kritiker werfen ihm indes vor, dadurch lediglich Aufmerksamkeit erzeugen und seinen Marktwert als Künstler steigern zu wollen.

Da er bei öffentlichen Auftritten immer wieder den Hitlergruß zeigte, musste Meese im Jahr 2013 vor Gericht erscheinen. Dieses entschied nach kurzer Verhandlung, dass Meeses Verwendung von verbotenen Gesten und Zeichen unter die Kunstfreiheit fällt, da Meese rechte Symbolik nicht aus ideologischen Motiven verwende. Er wurde freigesprochen.

Mit Material von dpa

(csi/dpa)
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