Ausstellung "Traummänner" Jedermann ist auf seine Weise schön

Hamburg (RPO). Die Vorstellungen über das Schönheitsideal von Männern können unterschiedlicher kaum sein. Sie reichen von Brad Pitt über Jesus im Boss-Anzug bis hin zum französischen Fußballer Zinedine Zidane - zumindest nach Ansicht von 50 Star- und Modefotografen, die das Bild des Mannes in den Medien maßgeblich mitbestimmten. Ihre Visionen von Traummännern sind seit Freitag in den Hamburger Deichtorhallen zu sehen.

Die rund 150 Fotos zeigen die ganze Bandbreite vom klassischen Mann, frisch rasiert, im Anzug bis hin zu Pietro, einem alten Italiener, dessen faltiges Gesicht Geschichten zu erzählen vermag. In einem scheinen sich die meisten visuellen Künstler einig zu sein: Schönheit ist eine Charakterfrage.

"Schönheit ist, wenn jemand so in sich ruht, so selbstsicher ist, dass er dadurch schön ist von innen", sagt Fotograf Thomas Leidig. Der in Hamburg lebende Starfotograf hat zwei seiner Bilder des deutschen Schauspielers Benno Fürmann für die Ausstellung "Traummänner" ausgewählt, weil sie sowohl die nach außen gerichtete Männlichkeit als auch die Verletzlichkeit des Schauspielers darstellen würden.

"Immer geduscht und gepflegt"

Auch für den in New York lebenden Fotografen Marc Hom, der unter anderem Fotos von Leinwandgrößen wie Johnny Depp, Tim Burton und Al Pacino eingereicht hat, kommt Schönheit von innen. "Für mich ist es mehr, was die Leute in ihrem Leben machen, als die physische Schönheit", sagt Hom. Aber natürlich sei Depp auch ein gut aussehender Mann, fügt er hinzu.

"Diese Ausstellung funktioniert über die Bildebene, das heißt wir haben keine Metaebene", erklärt Ingo Taubhorn, der die Ausstellung zusammen mit Nadine Barth kuratiert hat. Die Fotos seien sofort verständlich, ohne großes Wissen über das Medium oder auf die Frage, "was will uns jetzt der Künstler damit sagen?". Dennoch sei die Ausstellung keine Verkürzung dessen, was in den Deichtorhallen sonst gezeigt werde, denn sie rege zum Kommunizieren an.

Allerdings fehlt Traubhorn zufolge die radikale Position. "Es ist schon alles sehr sauber, was wir hier sehen", sagt der Kurator weiter. "Der Idealmann ist anscheinend immer geduscht und immer frisch gepflegt." Sexualität finde nur an der Oberfläche statt.

Vincent Cassel zum Schönsten gekürt

Dennoch stechen einige Bilder hervor, wie zum Beispiel die beiden Jesus-Darsteller der Passionsspiele in Oberammergau aus der Serie "The Jesi-Knights" von Joscha Kirchknopf und Andrea Grambow. Der deutsche Fotograf Sascha Weidner hat wiederum sein Albtraumbild eingereicht: einen von Palmen und halbnackten Männern gesäumten Pool, die nichtssagend und anonym wirken mit ihren aufgepumpten Muskeln. Das riesige Panoramabild entstand auf den "Gay Days" in Orlando Miami.

Die Ausstellung "Traummänner" ist das Gegenstück der vor zweieinhalb Jahren gezeigten "Traumfrauen". Etwa die Hälfte der teilnehmenden Fotografen hat bereits ihre Vision des weiblichen Ideals ausgestellt. Dabei ist die Vielfalt der gezeigten Frauenbilder offenbar größer gewesen. "Wenn man sich kunsthistorisch anschaut, wie hat sich das Bild des Mannes über die ganzen Jahrhunderte verändert, gibt es eigentlich wirklich nur zwei Typen, den athletischen und den intellektuellen", sagt Traubhorn.

So gibt es auch einige Traummänner, bei denen sich die Fotografen einig sind: Der französische Schauspieler Vincent Cassel ist gleich dreimal in der Ausstellung vertreten. George Clooney, Brad Pitt und Matt Dillon sind zweimal eingereicht worden. Als einziger Politiker ist Barack Obama zu sehen.

Die Ausstellung "Traummänner. 50 Starfotografen zeigen ihre Vision vom Ideal" ist vom 11. März bis zum 22. Mai im Haus der Photographie in den Deichtorhallen in Hamburg zu sehen.

(DDP)
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