Ausstellung würdigt Starfotografen Helmut Newton feiert die Schönheit

Düsseldorf/Apolda (RPO). Der 1920 in Berlin geborene Helmut Newton ist eine Legende. Durch seine provokanten Motive hat er einen immensen Einfluss auf die Mode- und Aktfotografie ausgeübt, der bis heute ikonografisch nachwirkt. Das Kunsthaus in Apolda zeigt jetzt in einer Ausstellung 75 seiner besten Arbeiten.

Düsseldorf/Apolda (RPO). Der 1920 in Berlin geborene Helmut Newton ist eine Legende. Durch seine provokanten Motive hat er einen immensen Einfluss auf die Mode- und Aktfotografie ausgeübt, der bis heute ikonografisch nachwirkt. Das Kunsthaus in Apolda zeigt jetzt in einer Ausstellung 75 seiner besten Arbeiten.

Mit der Ausstellung "Helmut Newton. Werke aus dem Museum der Moderne Salzburg. Leihgabe der Sammlung MAP" wird zum ersten Mal in Thüringen ein Querschnitt durch das Werk des bedeutenden Mode-, Porträt- und Aktfotografen Helmut Newton gezeigt.

Newtons Darstellung der Frau und die Einbindung von Fetisch-Objekten wie High-Heels oder Masken ruft noch immer Diskussionen hervor, jedoch ist der künstlerische Anspruch über jeden Zweifel erhaben. Provokation gehört seit jeher zur Arbeitsweise Newtons, der auch in seinen Auftragswerken stets an die Grenze des Gewohnten führte.

Vom weiblichen Körper fasziniert

Der Künstler blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Von 1936 bis 1938 absolviert Newton eine Lehre bei der Berliner Fotografin Yva und wird durch Modezeitschriften und die Illustrierten jener Zeit von Fotografen wie Brassaï, Martin Munkácsi und Cecile Beaton inspiriert. Überdies zeigt er sich schon sehr früh vom weiblichen Körper, von gründerzeitlichen Hotel-Interieurs und erotisch belegten Accessoires fasziniert, die später zu vielfach verwendeten Bestandteilen seiner Fotografien werden sollten.

1938 muss Newton, der als Sohn eines jüdischen Knopffabrikanten in großbürgerlichen Verhältnissen aufwuchs, Deutschland verlassen, um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. In seinem Exil in Singapur sammelt er Erfahrungen als Klatschreporter der "Singapore Straits Times", bevor er nach dem Eintritt Japans in den Krieg 1940 als "feindlicher Ausländer" in ein australisches Internierungslager deportiert wird.

1941 tritt er der australischen Armee bei und erlangt 1946 die australische Staatsbürgerschaft. Er ändert seinen Namen von Neustädter in Newton und eröffnet ein eigenes Fotostudio.

Einen ersten Jahresvertrag als Modefotograf unterschreibt Newton 1956 für die australische Beilage der englischen "Vogue". Nach elf Monaten kündigt er den Vertrag und pendelt fortan zwischen Melbourne, Paris und London. Im Laufe der sechziger Jahre und später fotografiert er regelmäßig für verschiedene internationale Redaktionen der "Vogue", für "Harper's Bazaar", "Queen" und "Elle" und erarbeitet sich schnell einen Ruf als zwar eigenwilliger, aber brillanter Modefotograf.

Ausgeprägt unterkühlte Erotik

Zu Beginn der siebziger Jahre entwickelt Helmut Newton eine persönliche Bildsprache, die ihm auch jenseits der Auftragsarbeiten große Erfolge beschert und ihm innerhalb kurzer Zeit Kultstatus als Porträt- und Aktfotograf verschafft.

Helmut Newton platzierte seine Modelle zumeist in Interieurs und Umgebungen, die in spannungsreichem Kontrast zur Nacktheit seiner Modelle stehen. Opulente Hotelinterieurs, Swimming Pools, das Leben der Haute Bourgeoisie und postmoderne Stadtarchitektur bilden oftmals die Settings, in denen sich dominante Frauenfiguren und eine ausgeprägt unterkühlte Erotik präsentieren.

Newtons Modelle sind kaum ohne symbolbehaftete Accessoires und den deutlichen Verweis auf expressive Sexualität zu denken, eine Tatsache, die vielfach zu öffentlichen Auseinandersetzungen führte. Er selbst stand solchen Diskussionen allerdings distanziert gegenüber: Für ihn zählte die Schönheit des weiblichen Körpers und die Umsetzung seiner Visionen.

'Kunst' und 'Geschmack'

Selbst gegen die Bezeichnung "Künstler" verwahrte er sich vehement: "Es gibt zwei dreckige Begriffe in der Fotografie, und das sind 'Kunst' und 'Geschmack'", so behauptete er einmal. Der objektive Blick auf das Werk Helmut Newtons offenbart hingegen ausgeprägten künstlerischen Charakter, der in der Ausstellung deutlich wird.

Die Ausstellung "Helmut Newton: Werke aus dem Museum der Moderne Salzburg. Leihgabe der Sammlung MAP." bietet einen Überblick über das außergewöhnliche Werk des eigensinnigen Fotografen und arbeitet das Verhältnis zwischen Fetisch, Obsession, Inszenierung des Sexuellen und den Bezug zur Modefotografie heraus. Neben berühmten Serien wie "Big Nudes" und "Domestic Nude" sind auch Modestrecken, Porträts, Images der Haute Bourgeoisie und die Installation "Sumo" zu sehen, die das Phänomen Helmut Newton greifbar machen sollen.

Helmut Newton: Werke aus dem Museum der Moderne Salzburg.
Leihgabe der Sammlung MAP.
Kunsthaus Apolda Avantgarde
9.01. - 27.03.2011

(csr/csi)
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