Auftritt in der Tonhalle Helge Schneider in der Fledermaushöhle

Düsseldorf (RPO). Mit seinem neuen Programm "Wullewupp Kartoffelsupp" war Komiker Helge Schneider samt Band jetzt in der Tonhalle zu erleben. Suppe gab's nicht, dafür mitreißende Improvisationen – sprachlich wie musikalisch. Und "Katzeklo" sang er am Ende auch.

 ARCHIV: Der Musiker Helge Schneider sitzt in Leipzig auf der Leipziger Buchmesse auf dem blauen Sofa und praesentiert sein Buch "Eine Liebe im Sechachteltakt" (

ARCHIV: Der Musiker Helge Schneider sitzt in Leipzig auf der Leipziger Buchmesse auf dem blauen Sofa und praesentiert sein Buch "Eine Liebe im Sechachteltakt" (

Foto: ddp, ddp

Düsseldorf (RPO). Mit seinem neuen Programm "Wullewupp Kartoffelsupp" war Komiker Helge Schneider samt Band jetzt in der Tonhalle zu erleben. Suppe gab's nicht, dafür mitreißende Improvisationen — sprachlich wie musikalisch. Und "Katzeklo" sang er am Ende auch.

Er trippelt auf die Bühne in kleinen steifen Schritten wie ein alter Mann. Doch plötzlich lässt er den Oberkörper nach vorn kippen, reißt ein Bein in die Höhe wie eine schlechte Ballerina, lüpft das viel zu weite Sakko, hüpft auf einem Bein.

Helge Schneider ist ein Clown. Er beherrscht die Kunst, sein Publikum mit simplen Mitteln zu unterhalten, mit ulkigen Bewegungen, komischen Grimassen, kleinen Ungeschicklichkeiten. Er kann sich daran selbst so kindlich freuen, dass sein Publikum einfach mitgeht und dem Clown die Freude macht zu lachen.

Doch Helge Schneider ist eben nicht nur Clown, sondern Musikclown. Kaum hat er sein Gleichgewicht wieder, plaudert er erst, dann singt er — das Lied vom Telefonmann. Und sofort ist so ein giggeliges Swinggefühl in der Luft, und alle fühlen sich leicht und irgendwie sommerlich. "Schön, ne?", sagt Helge.

Absurde Wendungen

Immer wieder konnten die Zuschauer in der ausverkauften Tonhalle am Dienstag erleben, wie Schneider aus sprachlichen Improvisationen in musikalische hinübergleitet und zurück. Denn das ist er eigentlich, ein Improvisateur, einer, der sich seinen Einfällen anvertraut, sich von Assoziationen treiben lässt, immer auf der Suche nach einer absurden Wendung. Das kann eine schräge Harmonie sein, ein Kiekser aus dem Saxophon oder irgendeine Verrücktheit, die ihm einfällt, einfach so.

Die Tonhalle zum Beispiel ist für Helge Schneider eine Fledermaushöhle. Später sagt er auch "Flughundedrom", weil das Dach des Hauses so bläulich leuchtet wie Fledermausflügel gegen Licht. Dann spottet er noch ein wenig über seine Band, die er "ausgelutschte Opas" nennt, obwohl sie da schon längst bewiesen haben, dass sie allesamt Könner sind auf ihren Instrumenten. Später dürfen sie alle auch als Solisten ran. Als Schlagzeuger Pete York loslegt, verschwindet der Rest der Truppe hinter der Bühne, um ihm die Show zu überlassen. Und die bietet er dann auch.

Zwischendurch gibt Helge Schneider auch mal den Tyrannen. Er hat einen neuen Teekocher dabei, einen jungen Mann im Frack, der ihm auf Kommando Tee reicht oder das Mikro. "Aber schön so, dass die Kabel sich nicht berühren, kumma, so is richtig, jetzt muss ich es doch selbst machen, siehse" und so fort.

Helge Schneider mimt den Garstigen, nur damit der Kontrast zu seinen verrückten Liedern, der tänzerischen Musik noch größer wird. Denn eigentlich geht es ihm doch darum: Zu zeigen, dass Musik Freiheit ist, das Gegenteil von Unterdrückung. Jazz sowieso.

Und irgendwann ist es dann auch Zeit für die Helge-Hymne, für "Katzeklo". Das lässt Schneider erst vom Teekocher singen, von seinem Azubi. "Hab' ich ja nicht mehr nötig", sagt er. Aber dann stimmt er doch ein und spielt ein bisschen Xylophon dazu, bis auch ihm das Stück wieder Spaß macht.

Trompete spielt Schneider auch und Gitarre und Saxophon, Klavier sowieso. Am Besten ist er am Xylophon, weil er da tanzen kann, swingen, herumkasperln, aber zu seinen Einsätzen ist er immer wieder pünktlich am Instrument und fegt virtuos über die Klangstäbe. Stimmlich war Schneider in der Tonhalle allerdings ein wenig angegriffen. "Verkühlt", sagt er nach einem Räuspern und erzählt, er habe sich beim Schafehüten erkältet. Allerdings habe er keine Schafe mehr. Drum sei er ganz allein gewesen. Lügner ist Helge Schneider auch. Zumindest verkleidet er die Wahrheit — und hat wieder diese kindliche Freude daran.

Irgendwann erzählt Schneider auch, er habe einen Hund dabei, der sei so klein, dass er ihn am liebsten ins Saxophon gesteckt hätte. Da lacht das Publikum noch. Doch zur Zugabe darf der Winzling dann tatsächlich mit auf die Bühne. Es steckt viel Wahrheit im Blödsinn von Helge Schneider.

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