Marcel Reich-Ranicki "Habe die Rückkehr nach Deutschland nie bereut"

München (RPO). Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki blickt mit zwiespältigen Gefühlen auf 50 Jahre Leben in der Bundesrepublik zurück. "Meinen Entschluss nach Deutschland zurückzukehren habe ich nie bereut. Bei aller kritischen Distanz: Es gibt so Vieles, das ich in dieser Bundesrepublik befürworte und schätze".

Reich-Ranickis Leben
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Dies sagte der 88-jährige Literaturkritiker dem Nachrichtenmagazin "Focus" laut Vorabbericht. Von Versöhnen könne aber nicht die Rede sein. "Mein Vater, meine Mutter und mein Bruder haben mich nicht dazu ermächtigt, den Deutschen zu verzeihen, dass sie von ihnen ermordet wurden", sagte Reich-Ranicki.

Er habe 1958 nach der Einreise in die Bundesrepublik, kein politisches Asyl beantragt, fügte er hinzu. "Ich hatte nie die Absicht, mich als politisch Verfolgten zu präsentieren", sagte Reich-Ranicki. Nach dem Ausschluss aus der kommunistischen Partei Polens habe er beschlossen, nie mehr einer Partei beizutreten oder sich politisch zu betätigen.

Sein Motto zu Beginn seiner Kritikerkarriere sei gewesen, nicht für die Kollegen, sondern für das Publikum zu schreiben, und zwar so "dass alle verstehen, was ich meine", sagte Reich-Ranicki.

(afp)
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