Ausstellung in Hamburg Flüchtlinge dokumentieren Flucht mit Einwegkameras

Hamburg · Menschen in Rettungsdecken, überfüllte Schlauchboote und Züge - von den Flüchtlingen gibt es tausende Bilder. Ein Hamburger Fotograf zeigt nun bewegende und ausdrucksstarke Fotos, die Flüchtlinge mit Einwegkameras selbst aufgenommen haben.

 Die Ausstellung "#RefugeeCameras" in Hamburg

Die Ausstellung "#RefugeeCameras" in Hamburg

Foto: dpa, lus pzi

Die Fotos sind körnig und unprofessionell - doch ganz nah dran. Eindrücke, die Flüchtlinge mit Einwegkameras auf ihrer Route nach Europa festgehalten haben, zeigt die Ausstellung "Refugee Cameras" an diesem Wochenende in Hamburg. Flüchtlinge selbst haben die bewegenden Momente während ihrer Fahrt per Schlauchboot, der Landung auf den griechischen Inseln und dem Weg durch die Balkanstaaten aufgenommen.

Im Dezember 2015 verteilte der junge Fotograf Kevin McElvaney in Izmir, Lesbos, Athen und Idomeni 15 Fotoapparate in wasserfesten Hüllen an Flüchtlinge. Dazu gab es einen vorfrankierten, reißfesten Umschlag, auf dem seine Hamburger Adresse stand. Zwei Kameras wurden von Grenzschützern eingesammelt, eine ging verloren und zwei blieben in Izmir, da ihre Besitzer von den türkischen Behörden festgehalten wurden. Das erfuhr McElvaney, da er mit "seinen" Flüchtlingen per WhatsApp und Facebook Kontakt hielt. Nur das Schicksal von drei Kameras ist ungewiss - genauso wie das ihrer Besitzer.

Die Fotos von den übrigen sieben Apparaten zeigt McElvaney nun in einer Halle in Hamburg-Altona. "Ich möchte, dass die Anonymität des Begriffs Flüchtling verschwindet und die menschliche Perspektive greifbar wird", sagt er.

 Fotograf Kevin McElvaney in seiner Ausstellung

Fotograf Kevin McElvaney in seiner Ausstellung

Foto: dpa, lus pzi

Neon-orangefarbenes Klebeband hat McElvaney hinter den Bildern angebracht. Wie eine Herzfrequenz führt es durch die Höhen und Tiefen der Flüchtlingswege. "Es hat mich besonders bewegt, auch die positiven Momente zu sehen", sagt McElvaney. Sein Lieblingsbild ist das Foto eines Jungen, der in einem provisorischen Flüchtlingslager lächelnd in einem Stockbett steht. "Auf den Bildern des Vaters Dyab merkt man, wie fürsorglich er für den Sohn da sein will, auch auf dieser beschwerlichen Reise, auf die er sich aufmachen musste, nicht wollte."

Fotos von Firas aus dem Irak zeigen elendere Momente: Auf einem Bild steht eine Gruppe von Menschen um ein Feuer herum, das sie aus den eigenen Kleidungsstücken entfachten. Im Hintergrund ist der Bus zu sehen, der ihnen verschlossen geblieben sei, um sie zu den überteuerten Rasthof-Kiosken zu treiben, sagt McElvaney.

Die Idee zu dem Projekt kam dem Fotografen bei einer Kochveranstaltung mit Flüchtlingen in der Halle, in der jetzt die Bilder ausgestellt werden. "Ich hörte krasse Geschichten von der Flucht, doch auf den Handykameras waren nur ein paar Selfies", sagt McElvaney. Handys würden zur Navigation und Kommunikation benutzt - die Einwegkamera-Fotos erzählen Geschichten.

"Refugee Cameras" ist die zweite Ausstellung des 28-jährigen Hamburgers. Ergänzt werden die Fotos von Aufnahmen professioneller internationaler Fotografen, die das Bild von den Fluchtrouten in den Medien geprägt haben.

(crwo/dpa)
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