Was Staatschefs sich schenken Ein Hakenkreuz für Lübke

Düsseldorf (RP). Repräsentative Gaben bei Staatsbesuchen haben eine lange Tradition. Die Geschenke gehen nicht in den Besitz des Politikers über - vielleicht zum Glück. Was sollte er mit zig Silberschalen, Vasen und Medaillen anfangen? Eine Ausstellung zeigt nun Schönes, Skurriles und auch Schreckliches.

Was sich Staatschefs schenken: Zehn schrecklich-schöne Beispiele
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Was sich Staatschefs schenken: Zehn schrecklich-schöne Beispiele

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Ronald Reagan hat es seinen Mitarbeitern einfach gemacht: Keine Vase, keinen Dolch, keinen Hut, nein, ein Buch wollte der US-Präsident dem Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker 1985 schenken. Über den Inhalt des Pakets hätte Reagan ohne Vorbereitung Auskunft geben können, handelte es doch von ihm selbst: "Ronald Reagan - The President of Courage" prangte auf dem Messingblech-Prachtband.

Damit bewies er nicht nur auf diesem Feld der Diplomatie Mut. Mit seiner sehr selbst- und sendungsbewussten Gabe ist Reagan allerdings die Ausnahme. Die meisten Staatsgeschenke, die deutsche Kanzler und Präsidenten seit Adenauer und Heuss bekamen, sind eher unpersönlich und zurückhaltender Natur. 185 Beispiele aus 75 Ländern hat nun das Museum Völklinger Hütte im Saarland zusammengetragen - darunter viel Kunsthandwerk, Wertvolles und manch Schreckliches.

Gelegentlich ist auch mangelndes Gespür für Symbolik zu beobachten. Wie sonst sollte es zu erklären sein, dass Bundespräsident Heinrich Lübke 1962 von der Stadtverwaltung Kalkutta eine Statue überreicht bekam, auf der ein Hakenkreuz zu sehen war? Auch wenn das Nazi-Symbol in Indien eine ganz andere, positiv besetzte Bedeutung hat - feines Gespür gegenüber dem Gast aus Deutschland haben die Stadt-Oberen von Kalkutta damals nicht bewiesen.

Medwedews Bernsteinschalen-Geste

Vielleicht mag es dem ein oder anderen Staatsoberhaupt deshalb ein Trost sein, dass die Geschenke nicht in sein persönliches Eigentum übergehen. So wird weder Willy Brandt jemals aus dem koreanischen Teeset getrunken, noch Angela Merkel in der mit Silber umfassten Bernsteinschale vom russischen Präsidenten Medwedew Streuselkuchen angerichtet haben. Es stellt sich darüber hinaus die Frage, ob sie jemals ihr Präsent überhaupt persönlich in den Händen hielten. Kein Staatschef besucht den anderen und bringt dazu - wie ein Besucher einer Gartenparty - den Karton samt Schleife selbst mit. Geschenke werden gemeinhin abseits der Kameras und der Öffentlichkeit ausgetauscht und sollen eine gute Grundlage für die anschließenden Gespräche bilden.

Wer sein Gegenüber auf politischer Bühne gnädig stimmen will, der hat seit jeher eine Gabe im Gepäck. Schon aus der Antike ist der Gütertausch auf höchster Ebene bekannt: Wer schenkt, drückt seine Wertschätzung aus. Wer schenkt, der bekriegt sich nicht. Wer schenkt, tauscht sich aus, nicht nur materiell, auch kulturell.

Panda-Bären für Schmidt

In der Geschichte sind auch lebendige Tiere beliebte Gaben. So machte König Emanuel I. von Portugal (1469 bis 1521) Furore, als er dem neu gewählten Papst Leo X. einen indischen Elefanten namens Hanno schenkte. Der kam 1514 nach Rom und wurde schnell der Liebling des Papstes. Elefanten als Ausdruck der Kraft und Weisheit sind eine beliebte Gabe - allerdings eher als Skulptur. Helmut Kohl besitzt nahezu 1000 Exemplare. Lebendige Präsente sind durchaus heute üblich. China schenkte zum Beispiel 1979 Bundeskanzler Helmut Schmidt zwei Pandabären. Der stiftete sie dem Berliner Zoo. Das Männchen, Bao Bao genannt, lebt hochbetagt noch dort.

Und was schenken Angela Merkel und Horst Köhler der Welt? Man weiß es nicht. Es ist aber davon auszugehen, dass ihre Präsente wohlüberlegt, politisch korrekt und symbolisch für Deutschland sind. Im Auswärtigen Amt zerbricht sich eine Abteilung den Kopf darüber: 100 Mitarbeiter planen Reisen und Abläufe - streng nach Protokoll.

Alles gebührenfrei

Solange die Politiker ihr Amt bekleiden, bleiben die Geschenke in den Depots. Scheiden sie aus, so hat es sich eingebürgert, dass die Staatsgeschenke Institutionen wie dem Haus der Geschichte oder politischen Stiftungen zukommen. Versteigert werden lediglich unpersönliche Geschenke an Mitglieder der Delegationen.

Als Barack Obama im vergangenen Jahr noch als Senator Berlin besuchte und für Angela Merkel eine Silberschale im Gepäck hatte, musste er den deutschen Zoll nicht fürchten. Für Staatsgeschenke gelten besondere Bestimmungen: Laut Artikel 87 und 88 sind sie von Gebühren befreit, dürfen jedoch nicht zu kommerziellen Zwecken verwendet werden.

Pech für Kubas Revolutionsführer Fidel Castro: Gesetzlich ausgeschlossen aus Sicht des deutschen Zolls sind Tabakwaren und Alkohol - sie würden sonst vielleicht auch nicht lange genug überdauern, um ins Museum zu gelangen.

(RP)
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