Jury beeindruckt von neuartigem Kartenspiel "Dominion" ist Spiel des Jahres 2009

Berlin (RPO). Das im Mittelalter angesiedelte Kartenspiel "Dominion" verspricht ein Ringen um Macht, Schätze und Ländereien. Den Titel "Spiel des Jahres 2009" trägt es seit heute. Ihre Entscheidung begründete die Kritiker-Jury mit dem neuartigen Reiz von "Dominion", das bald "frischen Wind über Hunderttausende von Spieltischen hierzulande wehen lassen wird".

 "Dominion" und "Das magische Labyrinth" sind die Spiele des Jahres 2009.

"Dominion" und "Das magische Labyrinth" sind die Spiele des Jahres 2009.

Foto: ddp, ddp

Allerdings scheitern selbst die Herausgeber des Verlags Hans im Glück, die Faszination des mit 500 Aktions-, Geld- und Siegpunktkarten ausgestatteten Spiels sofort plausibel zu machen. "Ich würde es Ihnen wirklich gerne mit drei Worten sagen, aber es geht nicht", sagte der überglückliche Verlagsmanager Bernd Brunnhofer über seine aus den USA importierte Neuentdeckung. "Es ist eine neue, originelle Art und Weise zu spielen. Die muss man probieren. Es gibt keinen anderen Weg."

Taktik und Strategie

Die Jury "Spiel des Jahres" beruhigt aber, dass es sich um sehr klare, einfach zu erfassende Strukturen handele - immerhin ist es bereits für Spieler ab acht Jahren empfohlen. Als Grundausstattung für sein Machtstreben erhält jeder Spieler zehn Karten, darunter sieben, die als "Kleingeld" fungieren, und drei mit Siegpunkten.

Vom eigenen kleinen Stapel nimmt man zunächst fünf Karten auf die Hand, in der Hoffnung, dass möglichst viele Geld- oder Aktionskarten dabei sind, mit denen man sich von in der Mitte liegenden weiteren Karten ein kleines Imperium zusammenkaufen kann. Ziel ist es, Siegpunktkarten mit möglichst hohen Werten zu sammeln.

"Jedes Spiel verläuft anders", lobte die Jury. "Taktik und Strategie wechseln von Partie zu Partie." Der 40-jährige US-Autor Donald Vaccarino habe ein durch und durch ungewöhnliches Spiel entworfen, das "die Kultur des klassischen Gesellschaftsspiels durch ein wahrhaft innovatives, unverbrauchtes Spielsystem bereichern".

Der Erfinder Vaccarino wurde 1969 geboren und lebt in New York. In den vergangenen Jahren entwickelte der Programmierer eigenen Angaben zufolge "Dutzende von Spielen", hatte jedoch immer Hemmungen diese bei Verlagen vorzustellen. Die Idee für "Dominion" kam ihm 2006. Die Regeln für das klar strukturierte Spiel hatte er innerhalb eines Tages erstellt. Jedoch arbeitete der Autor mit Experten unter anderem mehr als ein Jahr an dem Zusammenspiel der Karten.

Unter dem Spielfeld lauern Hindernisse

Das Rennen als "Kinderspiel des Jahres" machte dieses Jahr "Das magische Labyrinth" von Dirk Baumann, das erste veröffentlichte Spiel des 38-jährigen Autors überhaupt. Dabei werden kleine "Zauberlehrlinge" über ein leeres Spielfeld gezogen, um ein "magisches Symbol" zu erringen. Unter dem Spielfeld läuft mit jedem Zauberlehrling eine magnetisch gehaltene Kugel mit.

Der Haken: Unter dem Spielfeld hängt auch ein aus Holzteilen immer neu zusammen gestecktes verborgenes Labyrinth. Bleibt die Kugel unter dem Spielfeld an einem Hindernis hängen und fällt ab, muss man zurück auf die Startposition. Es hilft also nur Aufpassen und Merken, wo die Mauern stehen.

Der Jury gefiel vor allem, dass die Regeln einfach zu erfassen sind und dass alte Hasen bei dem Spiel keine Vorteile gegenüber Neulingen haben. Das Labyrinth lasse sich zudem unterschiedlich zusammenstecken, so dass es für kleinere Kinder leichter gemacht werden kann. Empfohlen ist das Spiel ab sechs Jahren.

"Wer spielt, hat mehr vom Leben"

Das Spiel des Jahres wird bereits seit 30 Jahren von einer Jury aus Spielekritikern gekürt. Jurysprecher Bernhard Löhlein sagte, den Initiatoren gehe es auch darum, die Rolle des Gesellschaftsspiels zu stärken. "Wer spielt, hat einfach mehr vom Leben", sagte er. Spiele vereinten "Ideen, Emotionen, Leidenschaft und Herzblut". Die Auszeichnung als Spiel des Jahres bringt aber in der Regel auch kommerziellen Erfolg, wie "Dominion"-Herausgeber Brunnhofer sagte. Es bedeute "einen hohen finanziellen Gewinn, das weiß man ja".

Die SPD-Politikerin Kerstin Griese warb dennoch dafür, die Auszeichnung auch zu dotieren und dafür staatliche Mittel auszuloben. Immerhin gebe die Bundesregierung auch 300.000 Euro jährlich als Zuschuss für den "Deutschen Computerspielepreis. "Das Brett- und Kartenspiel braucht mehr öffentliche Aufmerksamkeit", meinte Griese.

(AP)
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