Fotografin Elke Reinbold Diese Bilder irritieren

Düsseldorf (RP). "Augenblicke" heißt die Ausstellung von Fotografien der Düsseldorfer Künstlerin Elke Reinbold. Kein ungewöhnlicher Titel für eine Fotoausstellung. Ungewöhnlich dagegen sind die Augenblicke, die Reinbold in ihren Bildern festhält. Die Fotokünstlerin hat ein untrügliches Gespür für den magischen Moment, in dem glückliche Zufälle zusammentreffen. Das Ergebnis: spektakuläre Bilder, die verblüffen und dem Betrachter Rätsel aufgeben.

Stanley Greene: "Black Passport - Journal eines Kriegsfotografen"
6 Bilder

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Die 1967 in Südafrika geborene Fotografin liebt das Reisen in die Metropolen der Welt. In New York, Paris oder Venedig geht sie mit großer Leidenschaft auf die Suche nach Motiven für ihre Street Photography. Man ist versucht, ihre Großstadtaufnahmen mit Standbildern aus einem Film zu vergleichen.

Doch das wäre falsch, weil das Standfoto sich erst aus der Sequenz erschließt. Elke Reinbold dagegen ist in der Lage, Geschichten in dem Bruchteil einer Sekunde, in dem sie den Auslöser ihrer Kamera betätigt, zu einem einzigen Augenblick zu verdichten.

Da ist zum Beispiel ein Jogger, der mitten in Paris von einer riesigen Wildkatze verfolgt zu werden scheint, die — wie man meint — im nächsten Moment aus einem Werbeplakat herausspringen wird. Während der Jogger auf der Flucht ist, geht ein Paketbote in New York unbekümmert vor sich hin pfeifend über die Straße und ahnt nicht, dass ihm hinter der nächsten Ecke das Pfeifen vergehen wird. Dort nämlich hat auf einem Wandrelief mit der Aufschrift "stronger" ein in Lebensgröße dargestellter Baseballspieler seinen Schläger erhoben, um jedem, der vorbeikommt, zu zeigen, wer der Stärkere ist.

Verkleidet und doch nicht verkleidet

Und dann ist da noch der alte, skeptisch dreinblickende Conte aus Venedig, der sich zu Karneval mit gepuderter Perücke, Dreispitz und feuerrotem Umhang auf die Piazza San Marco begibt und dennoch nicht verkleidet ist. Es ist seine traditionelle Tracht. Doch ausführen kann er sie nur noch einmal im Jahr.

Dies alles sind nicht etwa Inszenierungen, sondern authentische Augenblicke des Großstadtlebens. Das Bild entsteht zunächst im Kopf der Künstlerin. Dann bringt sie sich mit ihrer Kamera in Position und wartet, bis eine geeignete Person ins Bild kommt oder die gewünschten Lichtverhältnisse eintreten.

Dazu braucht sie außer dem fotografischen Blick und technischem Können vor allem Geduld und die Gabe der Vorausschau, um bereit zu sein, wenn der eine, richtige Moment gekommen ist. So erreicht sie durch die Position ihrer Kamera und durch die Wahl des Objektivs, der Kameraeinstellungen und des Zeitpunkts, dass die aufgenommenen Personen in einer von ihr berechneten Choreographie unbewusst nach ihrer Pfeife tanzen.

"Fotografieren heißt, den Atem anhalten"

"Fotografieren", so hat Henri Cartier-Bresson einmal gesagt, "heißt, mit größter Wachheit das Geschehen zu registrieren und gleichzeitig die Formen, in denen es sich darstellt, zu ordnen, um es zu charakterisieren." Ihm ging es um Sensibilität und Sinn für Geometrie. "Fotografieren", so Cartier-Bresson, "heißt, den Atem anhalten, wenn sich angesichts der flüchtigen Wirklichkeit alle unsere Fähigkeiten vereinigen. Das Einfangen des Bildes in diesem Augenblick bereitet physische und geistige Freude."

Diese Freude erreicht auch den Betrachter. Er kann die Motivation der Künstlerin nachempfinden. In ihren Bildern scheint sich Begeisterung materialisiert zu haben. Die Fotografien von Elke Reinbold üben aufgrund ihrer eigenständigen Bildsprache eine große visuelle Faszination aus. Doch das ist es nicht allein. Es sind phantasievolle, hintergründige Arbeiten mit mehreren Bedeutungsebenen, die sich dem Betrachter nicht auf den ersten Blick erschließen. Sie erzählen ihre Geschichten von Menschen. Dennoch behält jede von ihnen ihr Geheimnis.

Die Ausstellung in der Galerie Angelika Blaeser ist noch bis zum bis 26. Februar 2011 geöffnet.

Bastionstr. 10
40213 Düsseldorf
Öffnungszeiten
Di - Fr 11 - 18 Uhr
Sa 11 - 15 Uhr

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