Neue Leitung der Wagner-Festspiele Die Welt schaut nach Bayreuth

Bayreuth (RP). Die Gefechtslage ist eindeutig, und allem Anschein kommt es heute zu einer schnellen Entscheidung über die neue Leitung der Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele. "Die Festspiele brauchen dringend eine Führung, und dafür ist der Stiftungsrat da, dass man sie wählt", sagte der Vorsitzende der "Gesellschaft der Freunde von Bayreuth", Karl Gerhard Schmidt. "Ich werde auf eine Entscheidung dringen, damit klare Verhältnisse geschaffen werden", sagte er.

Eröffnung der 97. Richard Wagner-Festspiele
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Eröffnung der 97. Richard Wagner-Festspiele

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Schon einmal hatte der Stiftungsrat die Sache zu lösen versucht: im Jahr 2001, als er auf Drängen des damaligen bayerischen Kunstministers Zehetmair (CSU) Eva Wagner-Pasquier, Wolfgang Wagners Tochter aus erster Ehe, zur Nachfolgerin bestimmte. Doch Wolfgang Wagner pochte damals auf seinen Vertrag auf Lebenszeit, und Eva Wagner-Pasquier gab zunächst auf.

Nun könnte die Einigung der beiden Töchter und Halbschwestern Katharina und Eva auf eine gemeinsame Bewerbung die Sache entscheiden — der Stiftungsrat müsste sein altes Votum für Eva nur aktualisieren. Wagner hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Katharina, seine Tochter aus zweiter Ehe, gern als seine Nachfolgerin sähe und die Erfüllung dieses Wunsches gleichsam als Querverrechnung zu seinem angekündigten Rücktritt betrachtete.

Dass trotzdem noch Spannung bleibt, liegt an Katharinas Cousine Nike Wagner. Sie überraschte mit der Nachricht, sich gemeinsam mit dem designierten Leiter der New York City Opera, Gerard Mortier, zu bewerben. Schmidt sagte zwar, es sei "immer von Vorteil, wenn man auswählen kann". Er ließ aber auch durchblicken, dass er von der Bewerbung des Duos Nike Wagner/Mortier nicht viel hält: Sie hätten kein Konzept vorgelegt, sondern einen "Brief mit anderthalb Seiten". Schmidt, dessen Mäzenatenverein über zwei der 24 Stimmen im Stiftungsrat verfügt, bleibt bei seiner Präferenz für die Wagner-Halbschwestern. "Man kann immer seine Meinung ändern, ich habe aber nicht den Eindruck, dass ich sie ändern muss", sagt er.

Gestern hat die Dramaturgin Nike Wagner ihre Cousine Katharina Wagner nochmals scharf angegriffen. Für Katharina Wagner seien von "interessierter Seite Fakten geschaffen worden", um "Wolfgang Wagners dynastischen Wünschen zu entsprechen", beklagte die 63-Jährige. Den Festspielen drohe jedoch schon jetzt ein "gewaltiger Qualitätsverlust".

Inhaltliche stehen die beiden Entwürfe nicht weit voneinander entfernt. Beide Parteien wissen, dass zu 98 Prozent ihre Aufgabe darin besteht, die Kundschaft zufrieden zu stellen und die Werke Wagners zu zeigen. Nikes Idee, auch Wagners Frühwerke zu spielen, ist nicht abwegig, aber kein Alleinstellungsmerkmal. Das gilt auch für die Besinnung auf "neue Hörerschaften" und "junges Publikum".

(RPMANTEL)
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