Hollywood-Ikone aus Sicht von sechs Fotografen Die Wahrheit hinter Marilyn

Keine Frau ist so oft fotografiert worden wie Marilyn Monroe. Doch auf nur wenigen Aufnahmen gibt sie mehr preis als die Fassade. Viele dieser besonderen Momente, in denen der Betrachter einen Blick auf Monroes Seele erhaschen kann, sind nun in einer Ausstellung in Oberhausen zu sehen.

Drei Tage lang hatte der junge Assistent des New Yorker Starfotografen Bert Stern immer wieder neue Filme in die Kamera gelegt. Sein Chef hatte 1962 für die Modezeitschrift "Vogue" ein Sex-Symbol vor der Linse: Marilyn Monroe. Der Assistent hieß Leif-Eric Nygard. Er war aufgeregt. Seine Eltern wollten nicht glauben, wen sein Chef da fotografierte. In letzter Sekunde traute er sich und fragte die Monroe, ob auch er sie ablichten dürfe. Und Marilyn sagte Ja.

Nygard gelang ein Foto, das zu den Höhepunkten einer Ausstellung im Ruhrgebiet zählt. Zu sehen ist es ab Sonntag bis zum 13. Januar in der Ludwig-Galerie im Schloss Oberhausen.

Das Bild zeigt eine entspannte, fast schläfrige Monroe, die mit dem Kopf hin zum Fotografen auf einem Bett liegt - nackt, das Becken leicht verdreht, um die Scham zu verbergen. "Wir wissen, dass sie eine große Schauspielerin war, aber dieses Foto strahlt eine so große Ruhe und emotionale Gelassenheit aus, das konnte sie so nicht inszenieren", meint Ausstellungsmacherin Ina Brockmann. Sie hat mit Kuratorin Christina Vogt die Schau aufgebaut.

Die beiden Frauen zeigen die Monroe aus der Sicht von fünf großen Fotografen. George Barris, Allan Grant, Tom Kelley und besonders Milton Greene sowie Bert Stern haben "MM" vor der Kamera immer zu besonderen Momenten verleitet. Christina Vogt: "Die Monroe kam ja aus den Klischees nicht raus, die sie immer umgeben hat: das blonde Dummchen. Aber die ausgesuchten rund 100 Fotos zeigen Momente, die frei von diesen Klischees sind."

Bei der Auswahl der Exponate haben die Fotografen oder deren Erben mitgeholfen. So entstand eine Mischung aus Bildern, die der Besucher schon viele Male gesehen hat. Aber auch bisher noch nicht veröffentlichte Momentaufnahmen der 1962 gestorbenen Diva sind dabei.
Monroe zählt im 20. Jahrhundert zu den meist fotografierten Frauen.

Den Schwerpunkt der Ausstellung bilden Aufnahmen von Bert Stern, die unter dem Titel "The Last Sitting" bekannt wurden. Die Fotoreihe im Auftrag der "Vogue" machte den Werbefotografen nach Monroes Tod weltberühmt. "Bei all diesen Fotos ist das Motiv wichtig", erklärt Christine Vogt. Marilyn Monroe wollte durch das Shooting mit Stern einen bewussten Image-Wandel. Sie hatte mit ihrer Produktionsfirma in Hollywood große Probleme und wurde gerade gefeuert.

Stern auf der anderen Seite der Kamera beschritt neue Wege in der Modefotografie. Üblich waren zu dieser Zeit Mode-Zeichnungen und -Skizzen in der "Vogue". Die Schwarz-Weiß-Fotografie war in der Szene eine Revolution. "Und dann wollte die Redaktion nicht so, wie Stern", erzählt die Kuratorin. Das Lieblingsbild des Fotografen, Marilyn Monroe im Chinchilla-Pelz, wurde nie gedruckt. In Oberhausen ist es zu sehen.

(dpa)
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