Gunter Sachs in Leipzig Die Kunst ist weiblich

Leipzig (RPO). Gunter Sachs ist Playboy, Industriellenerbe, Mathematiker, Astrologe, Kunstsammler und Künstler. Besonders um Letztgenannten geht es bei der Ausstellung "Kunst ist weiblich...", die ab Sonntag im Museum für bildende Künste gezeigt wird. Die Schau spannt einen Bogen von Sachs' Ex-Frau Brigitte Bardot über Musen wie Claudia Schiffer bis hin zu den Modellen seiner soft-erotischen Fotografien à la David Hamilton. Wir zeigen Ihnen einige Werke.

Glaubt man Hans-Werner Schmidt, dann war alles eine Frage der Sterne. Der Direktor des Leipziger Museums der bildenden Künste hatte Gunter Sachs vor einiger Zeit eingeladen, doch einmal in Leipzig auszustellen. Sachs habe zurückgefragt, was für ein Sternzeichen Schmidt sei. "Da stellte sich heraus, dass wir beide Skorpione sind. Mit dieser Feststellung war die Zusammenarbeit beschlossen", erinnert sich der Museumsdirektor.

Folge dieser Fügung ist eine große Gunter-Sachs-Retrospektive, die am Samstag im Leipziger Bildermuseum eröffnet wird. Zu sehen sind rund 240 Arbeiten des Fotografen, sechs Filme des Dokumentarfilmers und rund 50 Werke des Kunstsammlers Sachs.

Freund hoher Geschwindigkeiten

Ein Kufenschlitten und ein Motorrad der Marke Münch zeigen ihn als Playboy und Freund hoher Geschwindigkeiten. Vor dem Hintergrund dieser Objektvielfalt sei die Ausstellung eine Art Gesamtkunstwerk, sagt Schmidt. Sachs selbst begründete die Auswahl im Vorfeld so: "Nicht Fragmente - alles macht ein Leben aus."

Als Sammler kaufte der 75-Jährige die französischen Noveaux Réalistes, Maler des Surrealismus und des Informel, vor allem aber der Pop-Art.

Sein Gespür für den Zeitgeist zeigt sich er auch in seiner Wohnung im Turmzimmer des St. Moritzer "Palace-Hotels". Dort ließ sich Sachs 1969 von Andy Warhol die Küche, von César einen Tisch sowie von Roy Lichtenstein Bett und Badewanne gestalten. Das Turmzimmer, 1991 abgebaut und eingelagert, wird in Leipzig auf rund 200 Quadratmeter Fläche rekonstruiert und ist einer der Höhepunkte der Ausstellung.

Zwischen Kitsch und Zeitgeist

Die Frage, welchen künstlerischen Stellenwert Sachs' Fotografien und Filme haben, wird unter Kunstexperten kontrovers diskutiert. Während die einen von Exponaten zwischen Kitsch und Zeitgeist sprechen, wird von anderen der Pioniergeist von Sachs gelobt: In seinem preisgekrönten Wintersportfilm "Happening in White" (1969) hatte Sachs die Superzeitlupe in den Dokumentarfilm eingeführt. Und 1973 fotografierte er den ersten Akt auf einem Titelbild der französischen "Vogue".

Dass Sachs 1972 die erste europäische Andy-Warhol-Ausstellung organisiert hat, gehört hingegen zum Komplex der Legendenbildung. Ein Blick in alte Ausstellungskataloge zeigt, dass die Galeristen Rudolf Zwirner und Hans Neuendorf bereits 1967 Werke von Warhol in Köln und Hamburg gezeigt hatten.

In Wesentlichen ähnelt die Leipziger Ausstellung der Hamburger Sachs-Schau von 2003, allerdings mit mehr Exponaten auf einer wesentlich größeren Fläche. Gekommen ist Sachs ins Museum der bildenden Künste, weil er Leipzig nach Angaben seiner Agentur "für eine der ersten Städte der modernen Kunst" hält.

(afp)
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