Die besten deutschen Karikaturen Das ist garantiert politisch unkorrekt
Düsseldorf · Das Weltgeschehen in einem einem einzigen Bild: Wir wollen die besten Ergebnisse des jüngsten Karikaturenwettbewerbs unserer Redaktion noch einmal vorstellen – thematisch neu geordnet. Diesmal geht es um gesellschaftliche Verbote.

Garantiert politisch unkorrekt
Ob Klimakatastrophe, Ehestreit oder politische Korrektheit – vor den Zeichnerinnen und Zeichnern mit dem feinen, aber scharfen Strich ist kein Thema sicher. Ob farbig oder schwarz-weiß – die Vielfalt, die Themen, die Ansätze sind so groß wie nie zuvor. In einer einzigartigen Kooperation wollen die drei Medienhäuser Sächsische Zeitung (Dresden), Weser-Kurier (Bremen) und Rheinische Post (Düsseldorf) diesen Kosmos einfangen. Seit dem Jahr 2000 wird der Deutsche Karikaturenpreis ausgeschrieben, begründet von den Kolleginnen und Kollegen aus Sachsen. Die Bremer kamen im Jahr 2016 dazu, die Rheinische Post schließlich im vergangenen Jahr.

„Lass mich in Frieden“ – die besten Karikaturen
Es ist ein großer Tag für die Karikaturistinnen und Karikaturisten, den die Rheinische Post 2022 erstmals als Veranstalterin im Düsseldorfer Schauspielhaus ausrichtete. Im Herbst wird der Preis in Bremen verliehen – ebenfalls als Groß-Event mit vielen Künstlerinnen und Künstlern.
Wir wollen noch einmal auf die großartigen Ergebnisse des vergangenen Wettbewerbs eingehen, die so aktuell sind wie eh und je. Eine gute Karikatur zeichnet sich eben dadurch aus, dass sie zwar ein konkretes Geschehen abbildet, aber auch zeitlos ist und über die Aktualität hinaus Bestand hat. Noch immer begeistern die Karikaturen des „Simplicissimus“ über das Leben und die Gesellschaft, bisweilen auch die Politik des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.
Inzwischen hat die Szenerie gewechselt. Was damals oder auch noch vor 30 bis 50 Jahren unbeanstandet blieb – Spott über das andere Geschlecht oder die kulturelle Aneignung –, wird heute viel sensibler gesehen. Zu Recht. Aber es gibt auch Übertreibungen und eine Cancel-Culture-Mentalität, die selbst die geringsten Abweichungen von der politischen Korrektheit streng ahndet. Die Kritik daran war ein wichtiges Thema der Karikaturen im vergangenen Jahr – und sie ist immer noch gültig.
Recht derbe geht es beim Schweizer Künstler Tom Künzli (Jahrgang 1974) aus Bern zu. Er spießt üble Schulhof-Sprüche auf, benutzt das F-Wort und dreht die Anmache geschickt in ihr Gegenteil um. Subtil kommt die Kritik Sabine Winterwerbers (Jahrgang 1960) aus Hannover daher. Darf man nun auch die Eskimorolle beim Kajak-Fahren nicht mehr verwenden?
Die neuesten Karikaturen aus der Rheinischen Post
Aber auch andere Zeichen-Talente wollen nicht „woke“ sein, sondern anecken. Den Knirps als Regenschutz zu verwenden, wie es die beiden Cartoonisten Steffen Gumpert aus Berlin und Bob Hack (beide Jahrgang 1975) aus Uhldingen tun, verstößt mit Sicherheit gegen die Kinderschutzkonvention der Vereinten Nationen. Und auch der „geile Arsch“, den die Karikaturistin Birthe Strohmeyer (Jahrgang 1970) aus Düsseldorf ausgerechnet auf dem Friedhof persifliert, passt nicht zu einer gendergerechten Sprache. Sogar der Bananen-Esser von Carol Gillert (Jahrgang 1970) aus Deisenhofen muss sich wegen Kulturraubs verantworten. Da nimmt sich der klischeehafte Frauenflüchtling des Cartoonisten Adam Trepczynski (Jahrgang 1976) aus Berlin fast harmlos aus. Wer noch mehr möchte, dem sei der hervorragende Band zum Deutschen Karikaturenpreis wärmstens empfohlen, erhältlich im RP-Shop.