Rekorderlös für Gemälde von Edvard Munch "Der Schrei" bringt 119,9 Millionen Dollar

New York · Rekordsumme für Edvard Munchs "Schrei": Für fast 120 Millionen Dollar (90 Millionen Euro) ist das weltberühmte Bild bei Sothebys in New York nach einem dramatischen Bietergefecht versteigert worden.

 Brachte einen Rekorderlös: Edvard Munchs "Der Schrei".

Brachte einen Rekorderlös: Edvard Munchs "Der Schrei".

Foto: dapd, -

Nach zunächst unbestätigten Angaben geht das Gemälde nach Katar. Die Herrscherfamilie des Golfemirates habe das Kunstwerk ersteigern lassen, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa in Istanbul am Donnerstag aus arabischen Quellen.

Katar gilt auch als Käufer des angeblich teuersten Gemäldes der Welt: Für "Die Kartenspieler" von Paul Cézanne sollen im vergangenen Jahr bei einer privaten Transaktion 250 Millionen Dollar geflossen sein. "Der Schrei" rangiert in der Rangliste der teuersten Bilder der Welt nun auf Platz fünf hinter Cézanne, Jackson Pollocks "No.5" (140 Mio.) Willem de Koonings "Woman III" (137,5 Mio.) und Gustav Klimts "Adele Bloch-Bauer I" (135 Mio.).

Das waren jedoch alles private Verkäufe. Bei einer Auktion wurde nie zuvor mehr für ein Gemälde gezahlt. Damit überbot Munchs "Schrei", eines der bekanntesten Bilder der Kunstwelt, den bisherigen Rekordhalter um mehr als 13 Millionen Dollar: Vor zwei Jahren war "Akt mit grünen Blättern und Büste" von Pablo Picasso für 95 Millionen Dollar zugeschlagen worden, mit dem Aufgeld waren es 106,5 Millionen Dollar.

Bei Munchs Gemälde lag der Hammerpreis am Mittwochabend bei 107 Millionen Dollar. Damit ist "Der Schrei", 1895 entstanden, das erste Bild der Kunstgeschichte, bei dem das letzte Gebot bei mehr als 100 Millionen Dollar lag. Mit dem üblichen Aufgeld von zwölf Prozent ergibt sich ein Kaufpreis von genau 119 922 500 Dollar.

Bieten per Telefon

Der Käufer hatte per Telefon mitgeboten. Mit einem Konkurrenten, ebenfalls per Telefon, hatte er sich in dem zum Bersten gefüllten Saal ein Bieterduell geliefert. Zunächst schien bei 80 Millionen Dollar Schluss zu sein - die Höchstgrenze der Sothebys-Schätzung. Doch dann ging das Duell weiter, durchbrach bei 96 Millionen den alten Rekord und endete schließlich bei 107 Millionen Dollar.

Verkauft hat den "Schrei" der norwegische Kaufmann Petter Olsen.
Sein Vater war einst Nachbar von Munch und hatte das Bild vor mehr als 70 Jahren gekauft. Olsen will mit einem Teil des Erlöses ein Munch-Museum bauen und im nächsten Jahr zum 150. Geburtstag des Malers eröffnen. Kurz vor der Auktion sagte er im TV-Sender NRK, er sei auch "ein bisschen erleichtert", dass er eines der berühmtesten Bilder der Welt nun "los sei". Nachfahren des jüdischen Kunstsammlers Hugo Simon hatten die Versteigerung zuvor kritisiert. Simon sei in der Nazi-Zeit aus Deutschland geflohen und habe das Bild im Exil aus Not verkauft.

Von Munchs "Schrei" gibt es gleich vier Versionen. Drei davon hängen in norwegischen Museen und sind damit praktisch unverkäuflich. Das jetzt verkaufte Bild von 1895 ist für viele das beeindruckendste, weil die schreiende Figur mit den meisten Konturen gezeichnet ist und zudem der Gegensatz zwischen dem Entsetzen des Schreienden und der Idylle der Umgebung am deutlichsten ist. Es ist zudem die einzige Version, auf deren Rahmen Munch (1863-1944) in einem Gedicht seine Inspiration zu dem Gemälde festgehalten hat. Nach mehreren Umfragen ist "Der Schrei" das zweitbekannteste Gemälde der Kunstgeschichte nach der "Mona Lisa" von Leonardo da Vinci.

"Jetzt ist er endlich zu einem der ganz großen Künstler-Namen in der Welt geworden", sagte Elisabeth Munch-Ellingsen als Sprecherin des Erbengemeinschaft am Donnerstag im Rundfunksender NRK. Norwegische Medien verwiesen auf den anhaltenden Streit um ein neues Munch-Museum in Oslo. Die Entscheidung für einen Neubau wurde vom Osloer Stadtrat im letzten Jahr wieder rückgängig gemacht.

Mit dem Auktionsrekord von 120 Millionen Dollar ist nach Ansicht des deutschen Auktionshauschefs Robert Ketterer längst nicht die Obergrenze bei Kunstversteigerungen erreicht. "Geld ist in Hülle und Fülle da", sagte Ketterer der Nachrichtenagentur dpa. "Es gibt "Das nächste Hauptwerk kann noch mehr bringen."

(dpa)
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