Rom Das Maxxi-Museum von Rom

(RP). Für 150 Millionen Euro hat die italienische Hauptstadt ein neues architektonisches Wahrzeichen bekommen: das Nationalmuseum für die Kunst des 21. Jahrhunderts, kurz Maxxi. Die irakisch-britische Architektin Zaha Hadid hat den Bau entworfen. Sie meidet gern den rechten Winkel.

Ihr Entwurf ist beinahe zehn Jahre alt. Dass er trotzdem wie eine enorme Provokation aufgenommen wird, sagt viel über das Verhältnis zwischen der Architektin Zaha Hadid und der Stadt Rom aus. Dort wird im kommenden Frühjahr das Nationalmuseum für die Kunst des 21. Jahrhunderts, genannt "Maxxi" (Museo Nazionale Delle Arti del XXI Secolo), eröffnet.

Die aus dem Irak stammende Britin Hadid hatte 1998 mit ihrem Entwurf den internationalen Wettbewerb gewonnen. Damals galt sie noch als Architektin, die zukunftsweisend entwarf, deren Projekte aber nicht zu realisieren waren.

Heute, im Winter 2009, steht das Museum fertig und noch ohne Inhalt im Stadtviertel Flaminio, auf einem alten Kasernengelände, mitten in einem bürgerlichen Wohnviertel. Und von oben, aus dem dritten Stockwerk, lacht wie das Gesicht eines Außerirdischen dieses enorme, nach unten geneigte Fenster auf die verträumten, zurückgebliebenen Wohnhäuser aus dem 19. Jahrhundert und ihre irritierten Bewohner hinab.

Rom ist das Dorado der Vergangenheit. Umso spannender und spannungsgeladener ist die Verbindung zwischen der heutigen Stararchitektin, die 2004 als erste Frau die bedeutendste Architektur-Auszeichnung, den Pritzker-Preis, bekam, und der "Ewigen Stadt", die sich nur mühsam dem 21. Jahrhundert zu öffnen vermag.

Dank der Weitsicht des ehemaligen Bürgermeisters und Kulturministers Walter Veltroni hat Rom erst vor ein paar Jahren seine ersten Schritte in diese Richtung unternommen. 2002 wurden in der Nähe die Konzertsäle des "Auditorium" von Renzo Piano eröffnet, 2006 die neue Fassung für die "Ara Pacis" von Richard Meier. Und nun sucht die Stadt mit dem Maxxi ganz in der Gegenwart anzukommen.

Man sieht das wuchtige Gebäude kaum, wenn man sich vom Haupteingang nähert. Ein in den Eingangsbereich integrierter Teil der alten Kaserne wirkt wie sein Feigenblatt, das in Rom schon immer gerne verwendet wurde, um den Aufprall des Unverschämten milder zu gestalten. Mit diesem Trick, in Rom die Vergangenheit nicht zu verraten, sondern zu integrieren, lädt Hadid auf einen fließenden Vorplatz ein, ein modernes Forum Romanum. Dort stehen von der Architektin 2007 entworfene Bänke, gebogen und fließend. Ein Kontrast zum eckigen, ungeordneten, kubischen Maxxi.

Das Museum mit seinen 26 000 Quadratmetern wirkt wie die Fortsetzung von Hadids 1993 in Weil am Rhein gebautem, ungleich kleinerem Feuerwehrhaus für das Vitra-Werk, ihr erstes verwirklichtes Projekt. Wie provokante Pfeile schießen auch in Rom die Betonwände quer durch den Raum.

Hadid vermeidet gern den rechten Winkel. Das dreistöckige Museum, dessen Eingangsbereich von einer wunderbaren schwarzen Metalltreppe im mäandernden Escher-Stil durchzogen wird, ist ein nicht enden wollender, von Fenstern erhellter Raum. "Suites" nennt Hadid selbst die verschiedenen Zonen, um deren Offenheit zu betonen. Grundform des Museums ist ein Bumerang, der bereits den Bogen schlägt zu den inzwischen immer organischeren, fließenden Entwürfen Hadids, etwa demjenigen für das Wissenschaftsmuseum "phaeno" in Wolfsburg (2005) oder für das "Museo del Mediterraneo" in Reggio Calabria (2008).

Als bescheidene Maxime hat die 59-Jährige einmal ihren Antrieb genannt, "die Welt mit Architektur zu verbessern". Von ihrem Vater, einem irakischen Geschäftsmann und liberalen Politiker, habe sie ihren "Drang nach Veränderung" geerbt. Man sieht ihn in jedem runden Winkel des Maxxi. Kein Wunder, dass Hadid und ihr Geschäftspartner, der deutsche Architekt Patrik Schumacher, bislang mit vielen ihrer Bauherren heftige Auseinandersetzungen hatten, wegen Unausführbarkeit.

Auch für Rom ist das Museum ein schwieriger Bau. Mit unverschämtem Fenster. In Wahrheit jedoch lacht es nicht auf die Römer hinab. Es lädt sie ein in die Gegenwart.

(RP)
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