Gastbeitrag Bryan Adams — der Popstar als Fotograf

Das NRW-Forum zeigt seine erste umfassende Schau. Kurator Werner Lippert würdigt in einem Gastbeitrag sein tiefgehendes Lebenswerk.

Keine Frage: Er ist ohne Zweifel ein hervorragender Musiker und Komponist, ein Rockstar, der die Stadien füllt und seine Platten millionenfach verkauft. Dass Bryan Adams aber auch ein begnadeter Fotograf ist, ist (noch) weitgehend unbekannt.

Neben der Liebe zur Musik wuchs über die letzten Jahrzehnte auch seine Liebe zur Kunst, insbesondere zur Fotografie. In der Ausstellung "Bryan Adams — Exposed" zeigt das NRW-Forum Düsseldorf nun zum ersten Mal in Deutschland einen umfassenden Querschnitt der besten Fotoarbeiten des Kanadiers.

Insider wussten von Adams Liebe zur Fotografie, schließlich hatte er 2002 ja das Fotomagazin "Zoo" in Berlin gegründet. In seinen Augen ist Zoo eine Plattform für Foto-Reportagen, die anders sind und eine Spielwiese für junge Fotografen. Und natürlich auch für ihn. Denn in diesem Magazin sind ihm keine Grenzen gesetzt, und er kann auch schon mal eine Story auf vielen, vielen Seiten veröffentlichen, mit zahlreichen Fotos.

Adams verfügt über einen exklusiven Zugang

Einige davon sind in der Ausstellung zu sehen — wie die von der exzentrischen Society-Lady Daphne Guinness, die ihn zur Ausstellungseröffnung begleiten wird, oder von Mickey Rourke. Dafür und für andere Serien wurde er bereits mehrfach mit dem renommierten Lead Award ausgezeichnet.

Natürlich hat er, wenn er Kollegen porträtiert, einen ganz eigenen, persönlichen, direkten Zugang zu ihnen. Er beschrieb es in einem Interview so: "Immer wenn ich Musiker fotografiere, gibt es ein besonderes Verständnis füreinander". Und das erlaubt ihm natürlich, diese Menschen in vertrauten Szenen abzulichten, die nur bei großer Sympathie füreinander entstehen.

Manchmal aber ist so ein Shooting auch die reinste "competition", nach dem Motto, wer ist der Beste, so wie mit Sting. Am Ende eines langen gemeinsamen Tages entstand dann ein wahrlich machohaftes Porträt des Kollegen.

Adams' Queen-Porträt auf der Briefmarke

Wie kam Adams zur Fotografie? "Die ersten Fotos habe ich mit einer kleinen Kamera meiner Eltern gemacht", sagt Bryan Adams über die Anfänge seiner zweiten Leidenschaft. "Die Motive auf meinem ersten Film, Mitte der Siebziger, waren Konzertfotos von den Beach Boys, Parkplatzmauern, meine Freundin im Badezimmer, meine Mutter, mein Klavier, einfach beiläufige Dinge, aber genau diese waren um mich herum."

Über die Jahre haben sich Adams' Motive verändert. So standen ihm zahlreiche Freunde, Berühmtheiten und Superstars Modell: Amy Winehouse, Mick Jagger, Michael Jackson, Ben Kingsley, Mickey Rourke in der Badewanne oder Dustin Hoffman im Anzug angelnd in der Meeresbrandung. 2002 wurde er, anlässlich des goldenen Thronjubiläums, ausgewählt, ein Porträt von Queen Elizabeth II zu fertigen — diese Aufnahme ziert heute eine kanadische Briefmarke.

Sehr intim, ja intensiv

Bryan Adams ist nicht der erste Musiker, der seine Kreativität auch in der Bildenden Kunst oder in der Fotografie auslebt: Namen wie Don van Vliet aka Captain Beefheart, Bob Dylan, Patti Smith, Moby oder Bryan Ferry kommen einem da sofort in den Sinn.

Der direkte, kollegiale Zugang zu den Ikonen der Musik-, Film- und Celebrity-Szene macht viele der Porträts von Bryan Adams, wie Sir Elton John in seinem Vorwort zum Ausstellungskatalog konstatiert, zu sehr intimen, intensiven Studien, ja manche geradezu zu fotografischen Ikonen.

Als das NRW-Forum zu Beginn dieser Kooperation über eine Ausstellung nachdachte, war zunächst kleinere Präsentation vorgesehen. Schnell war man aber überzeugt, dass nur eine umfassende Ausstellung dem Schaffen und der Qualität Bryan Adams' gerecht werden kann. Und so werden jetzt seine Aufnahmen von Udo Kier und Victoria Beckham gezeigt, von Sting, Amy Winehouse und anderen Kollegen.

Er lässt sich täglich informieren

Täglich lässt sich Adams — immer von unterwegs in den Vereinigten Staaten und anderswo — vom Aufbau der Ausstellung mit Handyfotos berichten und freut sich sehr. Das NRW-Forum ist froh, dass es neben den 150 wunderbaren Porträts auch eine komplett neue Serie von Arbeiten, die Bryan Adams sehr am Herzen liegt, als erste präsentieren zu dürfen: die Porträts von britischen Soldaten, die schwer verletzt an Körper und Seele aus den Auslandseinsätzen der Armee wieder nach Hause gekommen sind.

Bryan Adams hatte die einzigartige Chance, diese Männer und Frauen, die für ihre Einsätzen in Afghanistan und dem Irak einen hohen persönlichen Preis — schwerste Verletzungen, Invalidität — gezahlt haben, zu fotografieren. Die Bilder sind direkt und provokativ. Aber unabhängig von all den entsetzlichen Verwundungen, die diese Soldaten erlitten haben, zeigen die Aufnahmen auch ein Leben, das einfach weitergeht. Bryan Adams fängt mit seiner Kamera den Willen dieser Soldaten, ihren Trotz, ihren Stolz und ihren Humor ein und hält ihn für die Nachwelt fest.

Elton John ist der Meinung, dass Bryan Adams Ikonen geschaffen hat von Musikern, Künstlern, Modemenschen. Da können wir nur zustimmen. Kein Wunder, dass die Ausstellung nach Düsseldorf (sie läuft bis 22. Mai) auf eine Welttournee durch die großen Museen geht.

(RP/pst)
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